Angehörige sollen Hilfe einfordern

DAUN. (bb) Bei der Auftaktveranstaltung zum Aufbau eines Helferkreises sprach die frühere Ministerin Rose Götte auf Einladung des Caritasverbandes in Daun über Demenz. Im Mittelpunkt stand die Schilderung der großen Last, die die Alzheimer-Erkrankung für Angehörige mit sich bringt.

"Die Pflege eines verwirrten alten Menschen ist unglaublich anstrengend." Dieses Bekenntnis stellte Rose Götte an den Beginn ihres Vortrags. Sie weiß es aus eigener Erfahrung: Sie nahm Ende der 80er Jahre ihre an der Alzheimerschen Demenz erkrankte Mutter bei sich auf. Innerhalb von zwei Jahren verlor die Mutter Sprech- und Schreibvermögen, Orientierung und Zeitgefühl. Vom fast unmerklichen Beginn bis zum Tod dauerte es sieben Jahre. Den Verlauf der Erkrankung und die Möglichkeiten des würdevollen Umgangs mit der kranken Mutter hat Götte später in ihrem Buch "Alzheimer - was tun?" (Beltz-Verlag) geschildert. Darauf basierte auch ihr Vortrag im Regina-Protmann-Haus. "Niemand kann das alleine schaffen", sagte sie. Alzheimer-Patienten seien sehr liebebedürftig. Aber auch ihre Angehörigen müssten auftanken und daher entlastet werden. "Nur wer Kraft und Liebe hat, kann pflegen", betonte Rose Götte und appellierte an die Angehörigen: "Fordern Sie, wenn nötig, mit Nachdruck Hilfe ein." Zunächst bemerkten die Betroffenen selbst, dass ihre Kräfte und ihr Gedächtnis sie verließen. Sie würden depressiv, manche aggressiv. Rose Götte riet, mit dem Patienten das zu tun, was er auch in gesunden Zeiten gerne machte. Wenn Menschen sich von der Schwere der Pflege überfordert fühlten, sei ein Heimplatz - ohne dass die Angehörigen ein schlechtes Gewissen haben müssten - der richtige Weg. Der Caritasverband will im Kreis Daun einen ehrenamtlichen Helferkreis zur Entlastung pflegender Angehöriger aufbauen. Es sind weitere Info-Abende in Daun (6. Mai, 19 Uhr) und Gerolstein (17. Mai, 19 Uhr), jeweils in den Caritasgebäuden. Von September bis November 2004 findet eine Basisausbildung in sechs Blöcken statt. Die Projektkoordination hat Gertrud Simonis, Telefon 06592/95730.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort