Ausschreibung sorgt für Aufregung: Günstigstes Angebot für Kyllumbau in Gerolstein liegt 100 000 Euro höher als veranschlagt

Gerolstein · Die Ausschreibung für den ersten Bauabschnitt des Kyllumbaus in Gerolstein sorgt für Beunruhigung: Das günstigste Angebot liegt knapp 100 000 Euro über den veranschlagten Kosten. Die Stadt wird dennoch den Zuschlag erteilen, hofft aber darauf, dass noch nachverhandelt werden kann, damit die Eine-Million-Grenze nicht überschritten wird. Pikant: Zwei Firmen werden nicht berücksichtigt, da ihre Angebote zwar günstiger sind, laut Stadt aber formale Fehler aufweisen.

 Park und Fluss am Rathaus in Gerolstein sollen beim ersten Bauabschnitt des Kyllumbaus komplett verändert werden. TV-Foto: Mario Hübner

Park und Fluss am Rathaus in Gerolstein sollen beim ersten Bauabschnitt des Kyllumbaus komplett verändert werden. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: (e_gero )

Gerolstein. Eine heftige Debatte mit zum Teil scharfen Attacken und Anfeindungen, besorgte Politiker, aufgewühlte Stimmung, eine längere Sitzungsunterbrechung und ein ungewöhnlicher Beschluss: Die jüngste Sitzung des Bauausschusses der Stadt Gerolstein hatte es beim Punkt "Auftragsvergabe zum ersten Bauabschnitt" für den Umbau der Kyll in Gerolstein in sich.
Formal wurde beschlossen, dass der Auftrag an die Firma Balter aus Losheim geht, deren Angebot über knapp 990 000 Euro das günstigste war. Wohlgemerkt das günstigste Angebot, dass die Stadt als zulässig erachtet. Denn zwei Firmen werden nicht berücksichtigt, da ihre Angebote zwar darunter liegen, laut Stadt aber formale Fehler aufweisen. "Dieses Vorgehen haben wir vorab mit dem Planungsbüro und der Vergabestelle des Landes besprochen", sagte Winfried Schegner, stellvertretender Bauamtsleiter im Rathaus Gerolstein. Die Formfehler resultieren laut Schegner unter anderem daher, dass zu einzelnen Positionen keine Nebenangebote abgegeben wurden, obwohl dies gefordert war. Dennoch will die Stadt, um auf der sicheren Seite zu sein, den Zuschlag erst nach Ende der zehntägigen Einspruchsfrist erteilen.Schlagabtausch im Ausschuss


Doch von vorne: Zunächst einmal kündigte Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) an, "aus Rücksicht auf einzelne Firmen", einzelne Punkte nicht öffentlichen beraten zu wollen. Das wurde soweit akzeptiert, zunächst einmal folgte aber ein Schlagabtausch zwischen Bongartz und dem Grünen-Ausschussmitglied Tim Steen. Der hatte sich im Vorfeld der Sitzung öffentlich gegen das Vorhaben in dieser Form gewandt - wegen der bereits offensichtlichen und darüber hinaus noch von ihm erwarteten Kostensteigerungen. Und damit zog er den Unmut vor allem von der CDU auf sich.
Während die Baukosten im Mai noch vom beauftragten Planungsbüro Reihsner auf 865 000 Euro geschätzt wurden, liegt das günstigste Angebot nun bei 990 000 Euro. Zusammen mit den Planungskosten (117 000 Euro) und den noch nicht ausgeschriebenen und nicht förderfähigen Kosten für Beleuchtung und Papierkörbe (geschätzte 50 000 Euro) kommen 1,15 Millionen Euro zusammen. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit mit öffentlichen Bauprojekten in Gerolstein wird es nach Ansicht der Grünen zu weiteren Kostensteigerungen und einer Endsumme von 1,4 Millionen Euro nur für den ersten der drei Bauabschnitte kommen, der Stadtanteil von 100 000 Euro auf 200 000 Euro steigen. Steen hält das für "nicht verantwortbar". Er beantragte daher, die Ausschreibung aufzuheben und noch einmal von vorne anzufangen - und blitzte deutlich ab.
Stadtbürgermeister Bongartz nannte Steens Vorpreschen ein "Sturm im Wasserglas, das nur auf Vermutungen beruht." Zugleich betonte er, dass der Haushaltsansatz von einer Million Euro eingehalten werden solle. Und zwar durch "einschränkende Maßnahmen bei der Vergabe", wie er vorschlug. Er wurde daher mehrheitlich vom Ausschuss beauftragt, mit der mindest bietenden Firma Balter aus Losheim nach Auftragsvergabe nochmals zu sprechen, um bei einigen Posten noch zu sparen.
Uwe Schneider (SPD) findet das Projekt Kyllumbau zwar "gut und wichtig für Gerolstein", dennoch meint auch er, dass es "jetzt leider schon etwas aus dem Ruder gelaufen ist". Für Stadtbürgermeister Bongartz ist das Vorhaben, das als landesweites Pilotprojekt anerkannt wurde und mit 90 Prozent bezuschusst wird, gar nicht hoch genug einzuschätzen. Mit Blick auf den bereits auf den 18. September terminierten Spatenstich sagte er in Richtung Steen: "Ich werde Gerolstein nicht lächerlich machen, indem ich die Ministerin wieder auslade, weil Sie die Ausschreibung aufheben wollte." Steens Konter: "Jetzt ist es so, dass der Auftrag erst vergeben wird, wenn der Spatenstich bereits erfolgt ist."Meinung

Probleme besser ernst nehmen
Natürlich wird der Umbau der Kyll Gerolstein aufwerten, und natürlich ist eine 90-prozentige Förderung sagenhaft. Dennoch ist dies kein Grund, Einwände zu ignorieren, Probleme beiseitezuschieben. Und die schon jetzt aufgetretenen Mehrkosten sind ein Problem! Eines, dass sich angesichts der Schwierigkeiten mit der Ausschreibung, zwei weiteren Bauabschnitten und den Erfahrungen mit öffentlichen Bauten in Gerolstein rasch um ein Vielfaches vergrößern könnte. m.huebner@volksfreund.de

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