Die Crux mit dem Kreisel

DAUN/GEROLSTEIN. In der Frage, ob rot markierte Querungshilfen an Kreiseln für mehr Sicherheit oder für mehr Verwirrung sorgen, geht das Meinungsspektrum auseinander.

 Rot bedeutet für Fußgänger Stehen - auch am Kreisverkehr. Foto: Mario Hübner

Rot bedeutet für Fußgänger Stehen - auch am Kreisverkehr. Foto: Mario Hübner

Sie gehören inzwischen zum Ortsbild vieler Gemeinden: Kreisel lösen allerorten konventionelle Kreuzungen ab. Doch die Unsicherheit - vor allem unter älteren - Fußgängern und Autofahrern ist noch immer groß. Wann muss ich blinken? Wer darf zuerst fahren? Wann darf ich als Fußgänger losgehen? "Es bestehen erhebliche Informationsdefizite in der Bevölkerung", stellt Horst Krämer, Geschäftsführer der Dauner Kreisverkehrswacht, fest. Daran haben auch Informationsveranstaltungen auf Initiative des Seniorenbeirats des Landkreises Daun im Herbst vergangenen Jahres nicht viel geändert. Deshalb soll es neue Gespräche geben. "Es besteht dringend Handlungsbedarf", sagt Krämer. Für den Seniorenbeirat der Stadt Daun liegt die Lösung neben Aufklärung in roter Farbe. Kürzlich hat er sich erneut dafür ausgesprochen, analog zu Gerolstein, Jünkerath oder Dreis rote Markierungen an den Kreiseln auf den Asphalt zu pinseln. Damit soll für Fußgänger das Überqueren der Straße sicherer gemacht werden. "Aus unserer Sicht wäre das vernünftig, sagt Willi Haas, Vorsitzender des Seniorenbeirats der Stadt Daun. Sein Amtskollege Karl-Heinz Knobloch vom Gerolsteiner Seniorenbeirat spricht sich dagegen für die Abschaffung der Markierungen aus: "Die Markierungen sind nicht mit Zebrastreifen gleichzusetzen, wo Fußgänger nach der Straßenverkehrsordnung Vorrecht haben. Die roten Streifen verleiten Fußgänger dazu zu glauben, dass sie in Sicherheit sind. Das sind sie aber nicht." Für Horst Krämer ist es paradox: Während in Gerolstein Bemühungen laufen, die roten Markierungen in den Kreiseln wieder zu entfernen, hält der Dauner Seniorenbeirat daran fest, die "roten Fäden" an den städtischen Kreiseln auf den Asphalt zu bringen. "Ich dachte, wir hätten im vergangenen Herbst durchgekaut, dass wir es nicht machen", ärgert sich Krämer. Die Markierung suggeriere fälschlicherweise, der Fußgänger dürfe immer gehen und habe immer Vorrang. Dass der Seniorenbeirat Daun weiter darauf besteht, kann Krämer nicht nachvollziehen. "Weil die Regeln im Kreisverkehr klar definiert sind und rote Markierungen keinerlei rechtliche Begründung hätten." Dass weiß auch Gerolsteins Stadtbürgermeister Georg Linnerth, der die Markierungen im Prinzip aber als sinnvoll erachtet. "Es gibt kein Bestreben, sie abzuschaffen". Zwar hätten die Streifen keine rechtliche Bedeutung für die Autofahrer, aber "man hat doch Respekt vor ihnen, man fährt vorsichtiger", glaubt der Bürgermeister an eine psychologische Signalwirkung. Keine rosige Zukunft für rote Streifen

Nach Auskunft des Landesbetriebs Straßen und Verkehr Gerolstein, dürfte der roten Farbe jedoch keine rosige Zukunft beschieden sein. "Wir werden keine Markierungen mehr auftragen, es sei denn, eine Gemeinde wünscht sich das ausdrücklich", sagt Bruno von Landenberg, Leiter der Abteilung Betrieb und Verkehr. Da nicht an allen Kreiseln die nötige Auto- und Fußgängerfrequenz erreicht wird, wurde vor ein paar Jahren in den Kreisen Daun und Bitburg-Prüm die Idee der roten Markierungen geboren. Zebrastreifen können nur dort installiert werden, wo in Spitzenzeiten eine Mindestzahl von Autos und Fußgängern pro Stunde die Stelle passiert.

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