Die letzte Nonne von St. Thomas

St. Thomas · Mehr als 600 Jahre lang lebten Nonnen im Kloster der Zisterzienserinnen in St. Thomas an der Kyll. Französische Truppen, die das Rheinland besetzten, haben sie vertrieben. Aber die Geschichte der letzten Nonne lebt bis heute fort.

(GER) 1802 mussten die Zisterzienserinnen das Kloster in St. Thomas verlassen, nachdem ihr Orden mehr als 600 Jahre lang im Kylltal wirkte. Es war ein tränenreicher Auszug der Klosterfrauen, wie in mehreren Schriften zur Klostergeschichte überliefert ist. Keine kehrte an den Ort ihres Gebetes zurück.

Doch es gibt eine anrührende Geschichte, die von der Rückkehr der letzten Nonne spricht. Einerseits wird damit das gute Verhältnis der Bevölkerung von St. Thomas mit den Nonnen deutlich, die sich über eine Rückkehr gefreut hätten.

Andererseits wohnten in St. Thomas bis 1820 tatsächlich zwei Nonnen. Es war ein aus dem Kloster Marienthal an der Ahr vertriebenes Geschwisterpaar. Dessen Vater hatte einen Teil der Klostergebäude von St. Thomas gekauft. Zu diesen gesellten sich zwei weitere Frauen sowie Adriane Adolphine von Boland, die 1839 in St. Thomas starb. Diese wird in der Literatur als letzte Nonne von St. Thomas beschrieben, obwohl nicht sicher ist, ob sie überhaupt Nonne war.

Die Geschichte von der letzten Nonne ist daher als wehmütiger Abschluss einer langen Gemeinschaft zwischen den Zisterzienserinnen und der Dorfbevölkerung anzusehen. Viele Nonnen flohen zu ihren Verwandten, andere fanden bei Bekannten Unterschlupf.

Eine allerdings irrte lange umher. Nach langer Zeit, nachdem im Jahre 1814 Frieden eingekehrt war, kehrte sie nach St. Thomas zurück. Doch kaum hatte sie das Gotteshaus betreten, wich sie entsetzt zurück. Die Kirche glich einem Ort der Verwüstung. Tabernakel und Altar waren zerstört, die Orgel weg. Modergeruch schlug ihr aus ihrer früheren Klosterzelle entgegen.

Der harte Boden musste als Nachtlager herhalten. Aber am anderen Morgen, so meinte sie, wird der Aufbau beginnen. Das Dorf werde ihr helfen.

Als sie mit den Glocken die Einwohner rufen wollte, fiel ihr das morsche Seil entgegen. Zudem gehörte das Kloster nicht mehr dem Orden. Aber Adolphine blieb und richtete sich mehr schlecht als recht in den verfallenen Gemäuern ein. So verbrachte die letzte Nonne 20 Jahre und mehr im ehemaligen Kloster St. Thomas, von dem sie sich nur dann entfernte, wenn sie zum Gottesdienst nach Kyllburg eilte. Unter den Dorfbewohnern war sie gern gesehen.

Mit Rat und Tat stand sie ihnen bei. Unermüdlich war sie besonders um die Kranken und Sterbenden bemüht. Sie wirkte zum Segen des ganzen Dorfes, bis sie 1839 starb.

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