Ein Altar auf dem Laufsteg nach Rengen

Daun-Rengen · Der Altar der profanierten Dauner Thomas-Morus-Kirche ist in die Rengener Filialkirche St. Kunibert überführt worden. Beim Transport gibt es einen bangen Moment an der Kirchentür.

Purer Zufall, aber bewegend für alle Beteiligten: Mit dem Einsetzen des Mittagsgeläuts hob der Steinmetz- und Bildhauermeister Sebastian Langner den Daumen als Zeichen dafür, dass der Altar auf einen halben Zentimeter genau seinen Platz im Chorraum der Kunibert-Kirche in Rengen eingenommen hat. "Noch genauer geht es bei dem Gewicht nicht", meinte er mit Blick auf das etwa sechs Tonnen schwere Gebilde.

Tatsächlich war es Präzisionsarbeit, was Sebastian Langner (Wittlich) als Projektleiter in Zusammenarbeit mit dem Architekten Michael Stoffel und der Firma Holzbau Stoffel (beide Dreis bei Wittlich) sowie dem Kran-Unternehmen Steil (Trier) geleistet hatte, bis es Mittag läutete. Und bis die Küsterin Rita Schäfer sagen konnte: "Jetzt sind wir glücklich."

Bereits Tage zuvor waren in der Thomas-Morus-Kirche und in der Kunibert-Kirche Laufstege errichtet worden. Über sie erfolgte der Abtransport des quadratischen Altarblocks in Daun und die Einsetzung in Rengen. Hier assistierten ein Dutzend Fachkräfte dem Kranwagenfahrer, schoben "Ameisen" genannte Hubwagen unter den Stein, rangierten ihn durch die Türöffnung, an der an jeder Seite gerade mal ein Zentimeter Luft war, schoben ihn über den Laufsteg bis einen Meter vor die Altarinsel. Und da ging auf einmal nichts mehr. Eine "Ameise" hatte sich unter der Last verbogen. "Dass es am Eingang ein Problem geben könnte, war meine größte Sorge", sagte Sebastian Langner, "aber mit dieser technischen Panne habe ich nicht gerechnet." Doch Ersatz war rasch beschafft, und mit Hilfe eines so genannten Portalkrans erhielt der Altar schließlich seine Position.

"Einmalig in unserer 80-jährigen Firmengeschichte", nannte Zimmermeister Hermann Stoffel die Übertragung des Altars. Und auch für den Steinmetzmeister Sebastian Langner und den Architekten Michael Stoffel war die Aktion eine Premiere.

Für die Rengener geht mit dem neuen/gebrauchten Altar ein mehr als 20 Jahre lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Denn als 1993 nach der Renovierung der 1904 geweihten Kirche das Geld alle war und sie sich nur ein Sperrholz-Provisorium als Zelebrationsaltar leisten konnten, beschlossen sie, für einen "richtigen" Altar zu sparen. Dass sie das Guthaben aus Sonderkollekten und Spenden nun in die Überführung des nicht mehr benötigten Altars der 2015 profanierten Dauner Thomas-Morus-Kirche investieren, sei doch eine wunderbare Lösung, meint Rita Schäfer. Zum einen sollte ja möglichst viel Inventar weiterverwendet werden. Zum anderen passt der zeitlos-moderne Charakter des Altars aus porösem Kalkstein in heller Farbe ausgezeichnet in die Kirche. An Pfingstmontag, 5. Juni, wird erstmals die Messe an dem neuen Altar gefeiert. Eine offizielle Einweihung ist für den 8. Oktober im Rahmen der 75-Jahr-Feier des Kirchenchores geplant. Spätestens bis dahin hat die Kunibert-Kirche auch noch einen neuen Ambo - so etwas, wie eine Kanzel - und ist um ein Bronzekreuz reicher; beide Teile kommen ebenfalls aus der Thomas-Morus-Kirche.

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