Gedankenflug ins Land der tausend Hügel

KELBERG. (bb) Die Ruanderin Marie-Claire Mukagatera vom Koordinationsbüro für die Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda ist zurzeit zu Besuch in Mainz und reist von dort aus an Schulen, die eine Partnerschaft mit einer Lehranstalt in Afrika haben. Den Auftakt bildete ein Besuch der Kelberger Grund- und Regionalen Schule.

 Marie-Claire Mukagatera zeigt Dritt- und Viertklässlern einen Ball, der kunstvoll aus den Blättern der Bananenstaude gewickelt wurde und mit dem die Kinder in Ruanda spielen.Foto: Brigitte Bettscheider

Marie-Claire Mukagatera zeigt Dritt- und Viertklässlern einen Ball, der kunstvoll aus den Blättern der Bananenstaude gewickelt wurde und mit dem die Kinder in Ruanda spielen.Foto: Brigitte Bettscheider

"Die Kinder waren so aufmerksam und interessiert. Es hat mir sehr gut gefallen," sagt Marie-Claire Mukagatera zum Abschied. Der gleichen Meinung ist ihre Begleiterin Heidi Rhein vom Ruanda-Referat des Mainzer Innenministeriums und ergänzt noch: "Wir sind sehr freundlich und warmherzig aufgenommen worden."Großes Interesse am Leben in Afrika

Die Stunde mit der Ruanderin, die jeweils für die Kinder des dritten und vierten sowie des fünften und sechsten Schuljahres angesetzt war, reichte kaum aus, um über die Situation in dem "Land der tausend Hügel" zu berichten und die vielen Nachfragen der Kinder und Jugendlichen zu beantworten. Durch zahlreiche Aktionen und Projekte in Zusammenhang mit der Kelberger Partnerschule in Mubumbano seien die Mädchen und Jungen sensibilisiert für das Leben ihrer afrikanischen Freunde, erklärt Schulleiter Alois Kapell das große Interesse. Der Gastbesuch aus Ruanda sei für seine Schule ein besonderes Ereignis. Den Schülern erzählte er, dass Marie-Claire Mukagatera in der Nähe von Mubumbano geboren und aufgewachsen sei und dass sie schon beim Besiegeln der Partnerschaft im Jahr 1986 in Kelberg war. Ihr Koordinationsbüro hat seinen Sitz in Kigali, der Hauptstadt Ruandas. "Ruanda ist ein schönes Land" - mit dieser Liebeserklärung hatte sie ihren Bericht begonnen und zeigte Bilder von Regenwald, Nationalpark und Vulkangebiet. Von mit Stroh gedeckten Hütten auf dem Land mit drei Steinen als Kochstelle, von einfachen Ziegelsteinhäusern in den Städten. "Die Schulen, die mit Geld aus Rheinland-Pfalz gebaut wurden, erkennt ihr an den blauen Fenstern und Türen", erläuterte sie. Über ihre Altersgenossen erfuhren die Kelberger Schüler, dass Kinder in Ruanda um fünf Uhr aufstehen und von weit her das Wasser nach Hause tragen müssen. Der Fußweg zur Schule kann bis zu acht Kilometern betragen. In vielen Schulgebäuden sind die Dächer undicht. Die Kinder sitzen mit über 50 Mitschülern in einem Raum, dicht gedrängt auf einfachen Holzbänken. Der Unterricht findet im Schichtbetrieb statt. Die Hauptnahrung besteht aus Süßkartoffeln, Bohnen und Bananen.Von kunstvollen Frisuren und dem Bürgerkrieg

Besonderes Interesse weckte ein Ball, den Marie-Claire Mukagatera aus Ruanda mitgebracht hat. Er ist kunstvoll aus den Blättern der Bananenstaude hergestellt worden. "Darf ich ihn auch mal anfassen?" und "Kann man damit auch Fußball spielen?", wollten die Kinder wissen. Und noch mehr Fragen hatten sie - nach der kunstvollen Frisur der Besucherin; nach Gewicht und Größe der Gorillas, die auf einem Foto zu sehen waren; nach Ärzten und Krankheiten. Auch nach den Ursachen und Auswirkungen des furchtbaren Bürgerkriegs vor zehn Jahren fragten sie.

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