Gehhilfe kommt weiter

Fabian Borowski (21) und Christoph Schmidt (21) haben mit ihrer weiterentwickelten Geh-Hilfe "Inde-Walk" auch den Landesentscheid im Bereich Arbeitswelt bei "Jugend forscht" in Ludwigshafen gewonnen. Im Mai geht's zum Bundesentscheid nach Bremerhaven. Auf Umwegen mit einer wunderbaren "Rand"-Geschichte...

Walsdorf-Zilsdorf. In Zilsdorf sind Christoph Schmidt und Fabian Borowski zuhause. Vor kurzem berichtete der Trierische Volksfreund unter dem Titel "Jung forscht für Alt" von ihrem ersten Preis und Sonderpreis von "Quelle" im Bereich Arbeitswelt beim Regionalwettbewerb "Jugend forscht" in Trier.Auslöser dieses Forschungsprojektes der beiden Technik-Begeisterten war ein Rollator-Unfall von Fabians Opa, als er die Bremsen dieser Gehhilfe nicht mehr rechtzeitig bedienen konnte und schwer stürzte. Hauptforschungspunkt ihres Projektes "Safety Gehfrei" war dann folglich ein ausgeklügeltes neues Scheibenbremsensystem, das "umgekehrt" funktioniert und damit mehr Sicherheit bietet: Durch eine besondere Griffmechanik bleiben die Bremsen zur Fahrt geöffnet und schließen sich sofort bei Loslassen des Handgriffes. Mit der bremstechnischen Weiterentwicklung eines sogenannten Rollators überzeugten sie die Wertungsprüfer in Trier. Aber in Trier war noch etwas: Der Beginn einer wunderbaren neuen Geschichte - mit einem Abstecher nach Luxemburg.Aufrecht stehen und laufen lernen

Fabian Borowski erzählt: "Bei der Präsentation in Trier besuchte uns ein Mann im Rollstuhl, dessen Sohn auch bei ,Jugend forscht' teilnahm. Dieser Mann aus Luxemburg hatte nach einem schweren Badewannen-Sturz monatelang im Koma gelegen und muss jetzt wieder aufrecht stehen und laufen lernen. Aber er hat große Probleme damit, weil es keine wirksamen Hilfsmittel gibt." Und damit traf er mitten ins Herz der Jungen. Denn wer diese beiden erlebt hat, weiß, dass sie nicht nur ein Faible für Technik haben, sondern auch ein Herz für ihre Mitmenschen. Zurück in Zilsdorf wurde also wieder weiter geforscht und getüftelt, bis sie eine passende Geh- und Lauflernhilfe für den Luxemburger gefertigt hatten. Damit wollten sie auch beim Landesentscheid in Ludwigshafen antreten. Aus ihrem "Safety Gehfrei" haben sie das "Inde-Walk Gehfrei" weiter entwickelt. Der Name entstand aus Indepence-Walking (unabhängig laufen). Das Besondere dabei sind die bequemen Unterarmstützen und insbesondere die gepolsterten Achselführungen, die praktisch den ganzen Körper halten, das Gleichgewicht unterstützen, Koordinationsproblemen entgegenwirken und beim eventuellen Rückwärts- oder Seitwärtskippen den Menschen sicher aufgefangen halten. Die Bremsanlage wird bei diesem Modell anstelle eines Gasgriffs mit Hilfe eines Hebelsystems im Anschluss an die Unterarmstützen gesteuert. Mit der fertigen Gehhilfe ging es vor der Fahrt nach Ludwigshafen dann nach Luxemburg, wo der Praxistest anstand. Fotos zeigen einen aufrecht stehenden, glücklichen Mann, dem sie ihr Pilot-Modell "Inde-Walk"-Gehfrei geschenkt haben. Mit ihrer Idee ließen die beiden gelernten Schlosser und "Noch"-Schüler der Berufsbildenden Schule Gerolstein ihre Mitbewerber beim Landesentscheid in Ludwigshafen hinter sich und überzeugten noch dazu die rheinland-pfälzische Ministerin Doris Ahnen für den Zusatzpreis des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Jetzt muss die Präsentation für das Finale vorbereitet, das Fachabitur fürs Maschinenbau-Studium gemacht und eine Firma gesucht werden, die ihre Ideen produziert. Anschließend geht es vom 22. bis 25. Mai zum Bundeswettbewerb "Jugend forscht" nach Bremerhaven.Wie ist den beiden zumute bei so vielen Aufgaben und Plänen? Haben sie alles im Griff? "Es läuft", meint Christoph Schmidt gelassen.

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