In einer Ente über die Champs-Élysées

Salm · Die Ente ist die große Leidenschaft von Manfred Lorig. Der 57-Jährige betreibt in Salm eine Werkstatt, in der er die französischen Kultautos von Citröen flickt und restauriert. Dem TV erzählt er, warum die Ente immer noch so beliebt ist - und welches seine verrückteste Fahrt war.

Salm. Einer geht noch, und noch einer: Und plötzlich tummeln sich acht Menschen in der kleinen Ente von Manfred Lorig. Es ist tiefe Nacht in den Straßen von Paris. Die U-Bahn fährt nicht mehr, die Parkhäuser sind geschlossen, seine Freunde wollen zurück zum Campingplatz. Ein Dilemma. So steuert der Mann aus der Vulkaneifel langsam ein überfülltes Auto durch die französische Hauptstadt. Auf dem Beifahrersitz sitzt eine Frau auf dem Schoß einer anderen. Auf der Rückbank stapeln sich zwei Männer und deren Freundinnen übereinander. Im Kofferraum breitet sich die kleinste und leichteste Mitfahrerin aus. Als ein Jugendlicher mit seinem Auto an der Ampel neben der überfüllten Ente anhält, würgt er seinen Motor ab. Dreimal. "Er kam aus dem Lachen einfach nicht mehr raus, als er uns sah", erzählt Lorig und grinst.Billiglösung für Landbevölkerung


Die Tour durch die französische Hauptstadt gehört zu den verrücktesten Geschichten, die der 57-Jährige mit seiner Ente erlebt hat. Das Auto ist für Lorig eine Leidenschaft. Für sie gab er seinen Schreinerjob auf und schulte um zum KFZ-Mechaniker. In Salm führt er eine Werkstatt, in der er die alten Wagen von Citröen flickt und restauriert. Der Hersteller aus Frankreich produziert die Ente schon seit 1990 nicht mehr. Der Kult ist aber geblieben. So wie in "Mannis Entenfarm". Kunden aus Deutschland, Holland und Belgien rufen bei Lorig an, wenn sie Reparaturwünsche haben. Lorig sagt: "Eine Ente bedeutet ein Stück Freiheit." Er merkt das, wenn er in seine "Perrier" aus dem Baujahr 1989 steigt und mit 60, 70 Stundenkilometern durch die Eifel tuckert. "Ich setze mich hinein, fahre los und komme runter. Das ist für mich Luxus, ohne großen Schnickschnack."
Ursprünglich kam das Auto 1948 als Billiglösung für die Landbevölkerung auf den Markt, die arm und kaum motorisiert war. Beliebt war die Ente später auf der ganzen Welt, besonders bei Studenten und Konsumkritikern. Bei Lorig liegt die Begeisterung in der Familie. Seine Ex-Frau fuhr eine Ente - und er wollte auch eine haben. 1981 erfüllte sich Lorig seinen Traum, verkaufte seinen Golf GTI und leistete sich von dem Geld eine rot-schwarze Charleston. Tochter Katja ist in einer Sauss-Ente unterwegs. Viele Modelle, viele Feinheiten - findet Lorig. "Heute sind alle Autos nur Einheitsbrei. Für die Ente gilt das nicht. Jede ist einzigartig."
Fans kaufen heute noch die Kultautos. Im Internet oder bei europaweiten Treffen. Dafür blättern sie schon mal 8000 Euro hin. "Und manchmal noch viel mehr", weiß der "Enten-Manni" aus Salm. Der Mechaniker reist selbst in viele Länder, um nach originalen Ersatzteilen zu gucken. Dabei lernt er Menschen kennen, die die Ente so lieben wie er. "Ich habe Finnen getroffen, die mit ihrem Wagen bis nach Portugal fahren . Oder Entenbesitzer, die eine Küche in ihren Kofferraum eingebaut haben."
Geht es um die größte Erfahrung, die er mit der Ente gemacht hat, denkt Lorig an das Jahr 1998 zurück. Die Ente wurde 50. Die Fans feierten in Paris. Es war die Woche, in der er die Acht-Mann-Besetzung sicher zum Campingplatz brachte. Noch schöner war für ihn aber ein Autokorso über den Champs-Élysées. 2500 Enten trudelten im Schrittempo über eine der bekanntesten Straßen der Welt, darunter eine mit dem Kennzeichen DAU-L960. Am Steuer saß Manfred Lorig. Wenn er sich das Bild von der Fahrt anguckt, bildet sich noch heute Gänsehaut auf seinen Armen. Solche Momente verdankt er der Ente.
Haben Sie auch Geschichten rund um die Ente zu erzählen? Welches war Ihre schönste Fahrt? Mailen Sie uns Ihre Anekdoten an eifel-echo@volksfreunde.de. Bitte vollständigen Namen und Wohnort nicht vergessen!

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