Kaum noch Hoffnung fürs Hotel Calluna

Gerolstein · Die Überlebenschancen des Hotels Calluna, das private Gesellschafter aus der Region vor rund zehn Jahren für vier Millionen Euro saniert und aus dem Dornröschenschlaf erweckt haben, sind gering. Der Insolvenzverwalter geht derzeit davon aus, dass das Haus zum 1. November schließt. Zehn der 45 Mitarbeiter haben bereits gekündigt.

 Es wird immer wahrscheinlicher, dass ab 1. November die Türen des Hotels Calluna in Gerolstein geschlossen bleiben. TV-Foto: Mario Hübner

Es wird immer wahrscheinlicher, dass ab 1. November die Türen des Hotels Calluna in Gerolstein geschlossen bleiben. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. "Ich gebe die allerletzte Hoffnung noch nicht auf, aber derzeit müssen wir davon ausgehen, dass das Hotel zum 1. November aus wirtschaftlichen Gründen schließt." Mit diesen Worten beschreibt Insolvenzverwalter Manfred Kürsch aus Adenau den Stand der Bemühungen, den Betrieb des Hotels Calluna in Gerolstein langfristig aufrechtzuerhalten. Zwar habe es Kontakte mit Interessenten gegeben - aber allesamt erfolglos.
Insolvenzgeld läuft bald aus


Das habe er auch den Mitarbeitern inzwischen so mitgeteilt. Von den 45 Beschäftigten (Aushilfen, Teilzeit- und Vollzeitkräfte) haben laut Kürsch bereits zehn gekündigt und sich eine andere Stelle gesucht. Das mache es noch schwieriger, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Bis Ende Oktober bekommen die Mitarbeiter, die noch an Bord sind, Insolvenzgeld. Danach droht ihnen die Arbeitslosigkeit.
"Es ist enttäuschend und sehr traurig: Wir haben es einfach nicht richtig hinbekommen, obwohl wir viel Zeit, Geld und Herzblut investiert haben und sich das Haus in einem Top-Zustand befindet", sagt Wilfried Knauf, Sprecher der neun Gesellschafter und Geschäftsführer der Calluna Hotel GmbH, die das Vier-Sterne-Haus betrieben hat.
Vor fast exakt zehn Jahren war es so weit: Anfang Oktober 2002 wurden die ersten Gäste im neuen Hotel Calluna in Gerolstein begrüßt. Rund ein Dutzend Eifeler Geschäftsleute hatte sich zuvor zusammengetan, um das ehemalige Hotel Rose, das über Jahre leer stand, aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Der Umbau, der komplett privat finanziert wurde, wurde mit vier Millionen Euro rund eine Million Euro teurer als veranschlagt. Zudem sorgte der mehrfache Wechsel der Hoteldirektoren nicht nur in der Anfangsphase für Unruhe, sondern während der gesamten vergangenen zehn Jahre.
Rückblickend sieht auch Knauf in der "starken Personalfluktuation" ein Problem. Die Gesellschafter hätten sich aber viel stärker ins operative Geschäft einbringen müssen, als ihnen lieb gewesen sei. "Sonst hätten wir das Haus, so wie es anfangs geführt worden ist, schon nach drei Monaten wieder schließen müssen", sagt Knauf.
Das zentrale Problem waren nach Ansicht des Insolvenzverwalters aber die hohen Personalkosten. Kürsch sagt: "Obwohl die Belegungsquote gar nicht mal so schlecht war, hat das Haus mit seinen 50 Zimmern nie so viel erbracht, dass es letztlich zu einem positiven Ergebnis geführt hat. Der Knackpunkt ist die Kostenstruktur."
Die Belegungsquote des Hauses lag zuletzt bei rund 60 Prozent - einem für die Eifel guten Wert. Das Problem: Die Personalkosten haben laut Knauf im Schnitt 60 Prozent des Umsatzes aufgefressen. In Fachkreisen geht man davon aus, dass ein Hotel nur dann Geld abwerfe, wenn diese Quote nicht über 45 Prozent liegt. Das ist im Calluna nie gelungen.
Auch Insolvenzverwalter Kürsch sieht darin das Hauptproblem. Er sei weiterhin davon überzeugt, dass ein solches Haus mit einem solchen Niveau in Gerolstein eine Chance habe. Kürsch: "Es muss aber entweder ein Familienbetrieb sein, bei dem jeder mit anpackt, oder von einer professionellen großen Hotelgruppe geführt werden. Bei beiden stimmt die Kostenstruktur."
Auch Gewerbe trauert ums Hotel


Heinz Weber, einer der neun verbliebenen Gesellschafter und Chef des Gewerbevereins in Gerolstein sagt: "Das Hotel hat den Geschäften und Gastronomen in der Stadt zwar nicht dauerhaft zehn Prozent mehr Umsatz beschert, aber man hat schon schon gemerkt, dass es das Haus gibt." Auch er findet es "schade ohne Ende". Ebenso wie Knauf hofft er, dass das Hotel "in irgendeiner Weise fortgeführt wird".
Das investierte Kapital dürfte für die Gesellschafter futsch sein: zum einen, weil laut Insolvenzverwalter bei einem Verkauf des Hauses deutlich weniger Geld erzielt wird, als eingesetzt wurde. Zum anderen, weil die Gesellschafter sich in der Schlange der Gläubiger ganz hinten anstellen müssen.

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