Leere Klassenzimmer warten auf neues Leben

Die Zukunft der Niederstadtfelder Schule ist ungewiss. Ein Gutachten, dessen Ergebnisse der Verbandsgemeindeverwaltung Daun vorliegen, soll Investoren anlocken. Bis die anbeißen, sollen einzelne Räume in dem Gebäude zu günstigen Konditionen zwischenvermietet werden.

Niederstadtfeld. Sie ist einfach stehengeblieben. Die Uhr im Foyer der alten Schule in Niederstadtfeld läuft nicht mehr. Und der Mann, der früher dafür zuständig war, sie aufzuziehen, hat heute andere Aufgaben.
Werner Giebels ist Hausmeister und lebt seit 18 Jahren gleich neben dem Schulgebäude. Seit dem Sommer findet hier, am Rand des Dorfs in der Verbandsgemeinde Daun, kein Unterricht mehr statt. Die Klassenzimmer sind ausgeräumt, Lernmaterial und Möbel an umliegende Schulen verteilt worden. Giebels, der heute in der Niederstadtfelder Schule nur noch nach dem Rechten sieht, unterstützt seine Kollegen an den umliegenden Schulen als Hausmeister. Vom Läuten der Schulglocke hört Giebels zu Hause nichts mehr. Auch Kinderlachen und Pausengeschei hört er nicht mehr. "Das ist schon eine Umstellung", sagt Giebels und lacht. "Früher bin ich aus dem Bett gefallen und war bei der Arbeit. Jetzt muss ich Autofahren."
Klebstoffreste am Fenster


Nur noch wenig deutet auf den eigentlichen Zweck des großen, grauen Baus hin. Kaum erkennbare Klebstoffreste in Form eines Sterns auf der Fensterscheibe lassen erahnen, dass hier einmal Kinder gelernt, gespielt und gebastelt haben. In der Leseecke liegen zwar noch ein paar bunte Kissen. Doch die Bücher, die bis zu den Sommerferien hier gestanden haben, haben nun einen neuen Platz gefunden.
Stattdessen versucht die zuständige Verbandsgemeinde Daun zurzeit, die 14 Klassenräume so wie die übrigen Zimmer befristet zu vermieten. Manfred Hein von der Verbandsgemeinde ist zuständig für die Vermietung der alten Schule. "Man könnte die Räume im Verwaltungstrakt zum Beispiel an Leute vermieten, die ein Büro suchen", sagt er, "ein bisschen Farbe, und dann geht das schon."
Die Möbel im alten Rektorzimmer im ersten Stock stehen noch. Ein paar Zimmer weiter hat jemand einen Globus stehen lassen. Alles ist in einem guten Zustand. Wer seinen Computer mitbringt, kann sofort mit der Arbeit loslegen. Weil es so still ist, kommt man sich trotzdem wie in einer Geisterschule vor.
Die Schulküche, in der Hauswirtschaftsunterricht erteilt wurde, wartet darauf, dass hier einmal wieder gekocht oder gebacken wird. Ein Rezept aus dem Unterricht steht noch in weißer Kreide an die Tafel geschrieben. Die Topflappen hängen in greifbarer Nähe.
Zwei Investoren haben Interesse


Egal, wer als Zwischenmieter in die Schule kommmt: Besonders lange wird er nicht bleiben können, wenn es nach der Verbandsgemeinde geht. Das mehr als 100 Seiten umfassende Gutachten, das eine Hamburger Firma im Auftrag der Verwaltung ausarbeiten sollte, ist fertig. Rund 40 000 Euro hat die VG dafür bezahlt, 18 500 davon hat die EU übernommen. Darin geht es um die Zukunft des Schulgebäudes. Lohnt es sich, hier ein Jugendhotel zu eröffnen, wie es sich der Niederstadtfelder Ortsbürgermeister wünscht? Oder gibt es Investoren für ein anderes Projekt?
Die Hamburger Firma Georg Consulting geht jedenfalls davon aus, dass sich beispielsweise mit einem Jugendhotel jährlich 800 000 Euro Umsatz erwirtschaften ließen.
"Was schließlich passiert, ist eine politische Entscheidung", sagt Manfred Hein. Jedenfalls, das hat Verbandsgemeindebürgermeister Werner Klöckner (CDU) in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates mitgeteilt, gebe es bereits zwei Interessenten für das Gebäude.
Der Musikraum ist wie leer gefegt. Im Werkraum baumeln Verlängerungskabel von der Decke. Die Räume würden sich als Unterschlupf für Künstler eignen. Oder für Rockbands, die einen Probenraum brauchen. "Hier am Ortsrand stört man ja auch niemanden", sagt Hein.
Hausmeister Werner Giebels scheint sich an der Ruhe nicht zu stören. Und ganz leise ist es hier ja nicht immer, am Rand von Niederstadtfeld: Denn die Turnhalle, die der Schule angegliedert ist, wird weiterhin von Sportvereinen genutzt (siehe Extra).Extra

"Wir haben keinen direkten Bedarf an einer Nutzung", sagt Mike Fleschen von der Niederstadtfelder Jugendgruppe. "Wir haben 2005 ein neues Jugendheim gebaut bekommen, welches für uns mehr als ausreichend ist." Fleschen hält den Bedarf der Vereine für eher gering, weil sie eigene Räume haben, wie das Feuerwehrhaus oder das Vereinsheim am Sportplatz. "Ausnahme bildet hier natürlich die Turnhalle, die von jeher schon stark von den Vereinen genutzt wird." Diese Einschätzung wird durch das Statement von Norbert Schmitz bestätigt. Er ist Vorsitzender beim Sportclub Niederstadfeld. Die Halle sei praktisch täglich bis 21 Uhr belegt. "Eine Nutzung von weiteren Räumen seitens des Sportvereins ist vorerst nicht geplant", sagt Schmitz.slgExtra

In Niederstadtfeld können insgesamt 26 Räume als Büro- und Lagerräume, als Ateliers, Werkstatt, Seminarraum oder für Schulungen genutzt werden. Zur Zielgruppe gehören Künstler, Vereine oder sonstige Gruppen. Die Verbandsgemeindeverwaltung hat die Höhe der Mieten noch nicht festgelegt. Es geht jedoch vor allem um einen Ausgleich für Heiz- und Nebenkosten. "Denkbar ist auch, dass gemeinnützigen Organsisationen und Vereinen eine kostenfreie Nutzung zugestanden werden kann", sagt Manfred Hein. Weitere Informationen zur Vermietung der einzelnen Räume gibt es bei der VG-Verwaltung, Manfred Hein, Telefon 06592/939203 oder per E-Mail an manfred.hein@vgv.daun.de slg

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