Nicht bequem, sondern besorgt

Von der Politik gewollt, von den Lehrern mehrheitlich nicht: die Integrierte Gesamtschule Hillesheim/Jünkerath (IGS, der TV berichtete). Der Personalrat der Augustiner-Realschule Hillesheim verteidigt in einer Stellungnahme gegenüber dem TV die Haltung des Kollegiums.

Hillesheim. (fpl) Der Realschul-Personalrat listet die Punkte auf, mit denen er die Haltung des Kollegiums gegen eine "dislozierte", also auf Hillesheim und Jünkerath verteilte IGS, begründet. Zitat: "Optimaler Unterricht braucht optimale Rahmenbedingungen." Bislang aber sei nicht geklärt, ob genügend qualifiziertes Personal für die Ganztagsbetreuung an zwei Standorten gefunden werden könne. Und der bei knapper Personaldecke nötige höhere Anteil von Unterricht durch fachfremde Lehrer führe dann zu Qualitätsproblemen. Außerdem sei ein Klassenlehrer nicht immer für seine Schüler erreichbar, gerade die Schwächeren aber brauchten feste Bezugspersonen. Darüber hinaus werde die Einrichtung von freiwilligen Arbeitsgemeinschaften (Schülerzeitung, Chor, Theater, Sport) sehr erschwert.

Die Haltung des Kollegiums basiere nicht auf Bequemlichkeit. Auch um die zwölf Pendel-Kilometer zwischen den Standorten gehe es nicht - "viele Kollegen fahren heute schon wesentlich mehr als zwölf Kilometer zur Schule".

Vor neuen Konzepten fürchte man sich ebenfalls nicht: "In einer sich ständig ändernden Gesellschaft stehen besonders die Lehrer in der Verantwortung, schnell und flexibel zu reagieren." Und dies habe man in den vergangenen Jahren immer wieder getan, ergänzt Norbert Boes vom Personalrat im Gespräch mit dem TV. "Wir haben auch nicht die Entscheidung für oder gegen die Einrichtung einer IGS getroffen", merken die Lehrer an. "Das kann nur das Ministerium in Mainz." Und dort sei alles um ein Jahr vertagt worden, wobei das Lehrervotum nicht ausschlaggebend gewesen sei. Ein Beleg dafür sei die Ablehnung der IGS in Irrel und Speicher, obwohl die dortigen Kollegien die Einrichtung befürwortet hatten. Deshalb hält es der Personalrat für verfrüht, die Ursache für den Aufschub bei den Jünkerather und Hillesheimer Kollegien zu suchen, wie das Heike Bohn, Bürgermeisterin der VG Hillesheim, nach Meinung der Lehrer getan habe: Solange keine Begründung aus Mainz vorliege, sei das "reine Spekulation".

Bei der IGS-Entscheidung seien die Kollegien "nicht gefragt worden". Dennoch habe man "eine begründete Stellungnahme an die Verbandsgemeinde Hillesheim und die Kreisverwaltung in Daun übermittelt". Diese sei aber vom Schulträger nicht an die Eltern weitergegeben worden.

Glosse

Disloziert und indisponiert

Schule macht schlau! Selbst wenn es sie noch gar nicht gibt! Dank der Zankerei um die "dislozierte" IGS Hillesheim-Jünkerath haben wir nämlich schon wieder ein neues Wort gelernt: "Disloziert" (siehe letzten Absatz) - aber finden Sie nicht auch, Leser, dass das irgendwie nach etwas ganz Schlimmem klingt? Wie diskriminiert. Oder diskreditiert. Der Dissens, die Dissonanzen, die ganze Diskussion im Distrikt Hillesheim-Obere Kyll, das alles dividiert die indisponierten Disputanten dermaßen, dass der distinguierte Beobachter lieber diskret auf Distanz geht, wenn er sich nicht in die, äh, Disteln setzen und am Ende sogar noch als Dissident dastehen will. Jedenfalls haben sich in den vergangenen Wochen Kommunal- und Landespolitiker, Lehrer und Eltern als ganz schön dysfunktionale Patchwork-Familie erwiesen. Vielleicht sollten die sich alle noch einmal disziplinieren, zum gepflegten Diskurs zurückfinden und sich einfach wieder vertragen. Ansonsten hätten sich alle Beteiligten irgendwie... disqualifiziert. PS: Dislozieren/Dislokation - laut Duden "die räumliche Verteilung" von Truppen. In der Geologie die "Störung der normalen Lagerung von Gesteinsverbänden", in der Medizin bezeichnet die Dislokation eine Verschiebung von Bruchenden. Fritz-Peter Linden

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