Politiker und Patchwork-Papa

Ulli Meyer (57 Jahre) ist bei der Landtagswahl Direktkandidat für die Linken. Der TV hat ihn zu Hause in der Mainzer Straße besucht. Dort kocht der Patchwork-Familienvater zwei Mal in der Woche für seine Töchter.

 Wenn Ulli Meyer nach Feierabend nicht an der frischen Luft ist, entspannt er sich auch mal mit einem guten Buch auf dem Sofa. TV-Foto: Tobias Thieme

Wenn Ulli Meyer nach Feierabend nicht an der frischen Luft ist, entspannt er sich auch mal mit einem guten Buch auf dem Sofa. TV-Foto: Tobias Thieme

Daun. Zwei Mal in der Woche schnürt sich Ulli Meyer die Kochschürze um den Bauch. Zwei Mal in der Woche sind zwei hungrige Teenagerbäuche zu füllen. Denn zwei Mal in der Woche schauen Meyers Töchter, 16 und 17 Jahre alt, nach der Schule in der Mainzer Straße vorbei, wo der 57-Jährige wohnt. Sonst leben die beiden bei ihrer Mutter.

Der Verwaltungsfachwirt aus Daun und seine Töchter geben eine typische Patchwork-Familie ab. Meyers Lebensgefährtin Ute Bausch wohnt in der Nachbarschaft und hat ebenfalls eine Tochter. Sie ist 15 Jahre alt. "Wir passen alle gut zusammen und machen regelmäßig gemeinsam Urlaub", sagt Meyer. Nach Bayern, Holland, Mallorca oder Frankreich hat es die fünf schon geführt.

Von Dauerstress mit renitenten Pubertierenden sei (noch) nichts zu spüren, sagt Meyer schmunzelnd. "Es läuft gut mit den beiden. Aber ich merke, wie meine Autorität etwas schwindet", sagt er mit einem Augenzwinkern. Und bei politischen Diskussionen würden inzwischen auch Differenzen deutlich - etwa beim Thema Guttenberg-Rücktritt. Und die "Sperrstunde" bei Partyabenden? "In der Schule läuft es bei den Mädels gut, da kann ich die Leine auch mal etwas länger lassen."

Politisch hat Meyer eine wechselhafte Laufbahn hinter sich. Erst war er bei den Jusos aktiv, 1980 erlebte er den Gründungsparteitag der Grünen mit. Otto Schily und Petra Kelly gehörten damals zu den großen Namen. "Aber Parteimitglied wollte ich nie werden", sagt Meyer, der damals auch die Gründung des Grünen-Kreisverbandes in Daun unterstützte. Außerdem übernahm er für die Grünen Mandate etwa im Kreistag.

Später kam der Bruch. "Der Balkaneinsatz der Bundeswehr und Hartz IV haben mich enttäuscht. Ich habe über die WASG den Weg zu den Linken gefunden", sagt Meyer. Und schließlich habe sich der Gewerkschafter entschlossen, sich künftig auch als formelles Mitglied einer Partei zu engagieren.

Abseits der Politik hat sich Meyer auch ein Projekt vorgenommen: Ein neues Fahrrad soll her. "Bis vor einigen Jahren habe ich regelmäßig längere Touren gemacht, etwa auf dem Maare-Moselweg", sagt Meyer. Er ist gerne draußen an der frischen Luft. "Vor allem im Sommer ist die Eifel wunderschön. Ich liebe die Landschaft und die Leute hier", sagt der gebürtige Trierer.

Und wenn Meyer nicht draußen unterwegs ist, lümmelt er auch gerne mal mit einem guten Buch auf dem Sofa herum. "Ich habe keine spektakulären Hobbys und bin auch keine typische Leseratte. Aber die Lektüre eines guten Buches oder der Tageszeitungen kann sehr entspannend sein." Dazu gibt es dann noch etwas Rock und Pop von den Stones, Eric Clapton oder Amy Winehouse. Und nach Dienstschluss schickt oft die Sonne ihre Strahlen auf die kleine Loggia der Wohnung. "Von außen ist unser Block wahrlich keine Schönheit. Aber ich schaue von der Loggia auf nette Einfamilienhäuser und den Wald", sagt Meyer grinsend.

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