Prüfer in Burkina Faso

HILLESHEIM. (bb) Anselm Sanou ist in Burkina Faso der Repräsentant des Vereins "Solidaritätskreis Westafrika" und derzeit mit seiner Familie auf Einladung von Vereinsmitgliedern zu Gast in Hillesheim. Im TV berichtet er über die Projekte des Vereins und das Leben in Westafrika.

Als Anselm Sanou im Dezember 1995 nach München ging, um dort für ein Jahr eine agrarwissenschaftliche Fortbildung zu absolvieren, hatte er die Adresse von Karl Wilhelm Simonis im Gepäck. Die Schwiegereltern Sanous waren dem Vorsitzenden des Solidaritätskreises Westafrika begegnet und legten dem jungen Agraringenieur eine Kontaktaufnahme mit dem Hillesheimer ans Herz. Sanou meldete sich telefonisch bei Simonis. "Er lud mich spontan ein, Weihnachten mit ihm und seiner Familie zu verbringen", sagt der 41-Jährige. Der Besuch in der Eifel habe ihm sehr gut gefallen, und er sei im Laufe des Jahres noch mehrmals dorthin gekommen. Bei der jüngsten Begegnung vor seiner Heimreise habe Simonis ihn gefragt, ob er Repräsentant des Vereins werden wolle, und ihm diese Aufgabe erklärt. "Ich werde es versuchen", lautete damals Sanous Antwort. Anselm Sanou betreut und kontrolliert nun vor Ort die Projekte, die der Solidaritätskreis finanziert. Als er seinerzeit das Repräsentantenamt übernahm, lautete die Jahresbilanz: Bau einer Schule und Bohrung eines Brunnens. "Bis zum Jahr 2005 hat sich dies auf Schul- und Brunnenprojekte in 15 Dörfern gesteigert", berichtet Sanou. Sein Job: Betreuer und Kontrolleur

Auf die Frage, ob er von Beruf Repräsentant sei, lacht Sanou: "Nein, ich arbeite als Ausbilder im Landwirtschaftsministerium in der Hauptstadt Ouagadougou." Dort lebt er mit seiner Frau Marie-Thérèse und den Kindern Mechthild (8) und Davy (4). Von dort aus macht er sich immer wieder auf den Weg in die Dörfer, in denen der Solidaritätskreis in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sich in erster Linie im Schulneubau engagiert. Und wenn im Herbst jeden Jahres eine Delegation aus Hillesheim eintrifft, um sich ein Bild von den Projekten zu machen, begleitet Sanou sie während der Rundreise. Vom Prinzip des Solidaritätskreises ist Sanou überzeugt. Die jeweilige Dorfbevölkerung muss sich, wenn sie eine Schule haben will, zunächst um die Beantragung, dann um die Beschaffung des Baumaterials kümmern und während der Bauphase pro Tag vier Arbeiter stellen. Später ist sie für die Pflege des Geländes zuständig. "Es ist nicht gut, wenn die Menschen alles ohne Kosten und ohne Verantwortung bekommen", sagt Sanou. Nach der Rundreise der Mitglieder des Solidaritätskreises erhalten alle Dörfer einen Brief - mit Lob und Tadel. "Anselm Sanous Arbeit ist für den Verein ungemein wertvoll," erklärt der zweite Vorsitzende des Solidaritätskreises, Götz Krieger. "Ohne ihn wären die Projekte nicht in unserem Sinne machbar. Oder einer von uns müsste alle zwei Wochen nach Burkina Faso fliegen." Sanou sagt dagegen, er habe zu danken - dem BMZ und der deutschen Botschaft in Burkina Faso für ihre Unterstützung, allen Mitgliedern und Spendern des Solidaritätskreises Westafrika, der Leitung und den Ärzten des Dauner Krankenhauses, weil dort sein Sohn Davy kostenlos an den Mandeln operiert wurde. Während er mit seiner Familie und Freunden den Eifelzoo, die Maare und die Mosel besucht, schweifen seine Gedanken immer wieder nach Westafrika. Das Nachbarland Niger befindet sich nach Dürreperiode und Heuschreckenplage in einer Hungerkatastrophe. Sanou bedauert, dass die Menschen keine Vorräte schaffen könnten, dass sie dem Baumwollanbau den Vorzug vor dem Getreide gäben, dass sie das Vordringen der Wüste nicht aufzuhalten vermögen und dass die Regierung zu spät auf die negativen Vorgänge in der Natur reagiere.

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