Serdeczne Gratulacje: Übersetzer erhält Auszeichnung

Saxler/Daun/Duisburg · Der aus Saxler stammende Bernhard Hartmann erhält heute im Internationalen Kulturzentrum Krakau für seine Übersetzungen aus dem Polnischen den renommierten Karl-Dedecius-Preis. Die polnische Königsstadt hatte er als 16 Jahre alter Schüler des Dauner Thomas-Morus-Gymnasiums (TMG) erstmals besucht - im Rahmen eines Schüleraustauschs.

 Ausgezeichnet: Der Übersetzer Bernhard Hartmann. Foto: privat

Ausgezeichnet: Der Übersetzer Bernhard Hartmann. Foto: privat

Saxler/Daun/Duisburg. Ohne seine Schule wäre er wahrscheinlich nie mit Polen in Kontakt gekommen oder hätte zumindest kein so enges Verhältnis zu dem Land entwickelt, räumt Bernhard Hartmann ein. Im zweiten Jahr der 1988 von Lehrer Hubert Eiden ins Leben gerufenen Partnerschaft des TMG mit einem Lyzeum in Jelenia Góra (Hirschberg) war er als Austauschschüler mit von der Partie "Ich lernte Polnisch, um mich mit meinen Gasteltern unterhalten zu können", erinnert er sich. Dann hätten ihn das bescheidene Leben und die faszinierende Gastfreundschaft für immer geprägt, erzählt er. Und er sagt: "Ich bin froh, dass ich Lehrer hatte, die schulische Angebote außerhalb des Unterrichts machten und Aktivitäten wie die Polenpartnerschaft engagiert und kompetent initiierten und begleiteten."
Nach dem Abitur am TMG studierte Bernhard Hartmann Slawistik, Polonistik und Germanistik in Mainz und Potsdam. Er arbeitete als Lehrbeauftragter und wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Slawischen Instituten in Potsdam, Berlin, Erfurt, Wien und Bochum. Seit 2001 übersetzt er literarische und geisteswissenschaftliche Texte aus dem Polnischen. Seit 2011 ist er freiberuflich tätig. Hartmann lebt mit seiner Frau und den beiden kleinen Söhnen in Duisburg.
Der Preis bedeute für ihn die Verpflichtung, weiterhin auf hohem Niveau zu arbeiten, erklärt er. Gleichzeitig verbinde er damit die Hoiffnung auf "Rückenwind" bei der zukünftigen Kontaktaufnahme mit Verlagen. "Und möglicherweise mache ich Redakteure oder Lektoren nun eher neugierig, wenn ich einen guten neuen, aber noch unbekannten Autor vorschlage", meint Bernhard Hartmann. Übersetzen bedeute einsame Arbeit am Schreibtisch einerseits und viel Kommunikation mit Autoren und Verlagen andererseits. Literarische Texte seien Kunstwerke, betont er - "also müssen gute literarische Übersetzungen auch Kunstwerke sein, die für sich selbst bestehen können." Diesem Anspruch werde Hartmann gerecht, heißt es in der Begründung der deutsch-polnischen Jury. Und: "Uns imponieren seine philologisch exakten und zugleich ausdrucks- wie stilsicheren Übersetzungen." bb
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Der Karl-Dedecius-Preis ist nach dem deutschen Übersetzer Karl Dedecius (92) benannt. Er wird seit dem Jahr 2003 von der Robert-Bosch-Stiftung in Kooperation mit dem Deutschen Polen-Institut in Darmstadt, das Dedecius gründete und 20 Jahre lang leitete, an exzellente polnische und deutsche Übersetzer verliehen. Gewürdigt werden gleichermaßen die Übersetzungsleistungen und die Vermittlungsarbeit zwischen Deutschland und Polen. Neben Bernhard Hartmann wird in diesem der Pole Jakub Ekier ausgezeichnet. Beide erhalten jeweils 10 000 Euro Preisgeld bbExtra

Der ehemalige Lehrer Hubert Eiden, Mehren: "Mit unserer Schulgemeinschaft freue ich mich sehr für Bernhard Hartmann. Diese herausragende Auszeichnung bekommt ein junger Mann, der als Schüler großen Einsatz für die Schulpartnerschaft des TMG mit dem Ersten Lyzeum in Jelenia Góra zeigte. Und ich bin mit meiner alten Schule ein wenig stolz, dass unser außerunterrichtliches Angebot ihm die Tür zu unserem östlichen Nachbarn mit seiner faszinierenden Kultur geöffnet und ihn letztendlich auch zu seiner beruflichen Bestimmung geführt hat. An der Preisverleihung werde ich teilnehmen, das ist mir wichtig." Die Eltern Marlene und Helmut Hartmann, Saxler: "Wir freuen uns zweifach darüber, dass dieser Preis unserem Sohn zugesprochen wurde. Zum einen, weil seine Arbeit als Übersetzer damit als bemerkenswert gut anerkannt wird. Zum anderen, weil die Auszeichnung zeigt, dass auch als Übersetzer etwas Ordentliches aus ihm geworden ist. Denn ursprünglich wollte er als Wissenschaftler arbeiten. Doch als sich da keine Perspektiven ergaben, wandte er sich dem Übersetzen zu. Während der Preisverleihung in Krakau übernehmen wir mit ebenso großer Freude Großelternpflichten in Duisburg."bb

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