Vergabe-Hickhack verzögert Baubeginn in Gerolsteiner Innenstadt

Gerolstein · Endspurt geschafft: Der erste Bauabschnitt der Hauptstraße ist pünktlich zum verkaufsoffenen Sonntag an diesem Wochenende fertiggestellt worden. Wegen Problemen bei der Auftragsvergabe verzögert sich der Baubeginn für den zweiten Abschnitt aber um zwei Wochen.

Händler Heinz Schneider, der seit mehr als 30 Jahren an seinem Stand im unteren Teil der Hauptstraße in Gerolstein Obst und Gemüse verkauft, ist durchweg zufrieden. Er bewertet den Umbau des unteren Teils der Hauptstraße positiv: "Es ist sehr schön geworden, viel besser als vorher." Und auch auf die Arbeiter der Firma Backes aus Auw bei Prüm lässt er nichts kommen. Er sagt: "Die haben im Laufschritt geschafft und waren stets hilfsbereit: Ob mal eine Einfahrt begradigt und Kisten reingeschleppt werden mussten - stets war einer von ihnen zur Stelle. Die haben sogar die Mülltonnen hoch bis ans Ende der Baustelle gefahren."

Verzögerung bei der Vergabe



Daher findet er es "schade", dass die Firma nicht auch den Zuschlag für den zweiten Bauabschnitt erhalten hat. In der Tat ist Backes bei der Vergabe des zweiten Bauabschnitts nicht zum Zuge gekommen, weil ihr Angebot zu teuer war. Das bestätigte Stadtbürgermeister Bernd May auf TV-Anfrage.

Doch obwohl bei einer Anliegerversammlung diese Woche die Arbeiten im zweiten Bauabschnitt vom Ärztehaus bis zum Rondellvorplatz bereits vorgestellt wurden, ist der Auftrag noch nicht vergeben worden. Mehrere Angebote mussten überprüft werden.

Die Firma des Bauunternehmers Rainer Schönecker aus Winringen, die mit knapp 370 000 Euro das günstigste Angebot abgegeben hatte, wird nicht zum Zuge kommen. So sagte Gerolsteins Bauabteilungsleiter Klaus Jansen auf TV-Anfrage: "Nach Prüfung aller Angebote war das Angebot der Firma Wadle aus Bitburg mit knapp 376 000 Euro am wirtschaftlichsten und wird daher den Zuschlag erhalten." Wegen der Verzögerung bei der Vergabe wird der Baubeginn nicht bereits, wie geplant, am Montag, sondern zwei Wochen später sein: am 11. April.

Stadtbürgermeister May sagte zu dem Vorgehen: "Wir sind gehalten, das wirtschaftlichste, nicht aber das günstigste Angebot zu nehmen."

Auf die Frage, ob er, der Planer und die zuständigen Mitarbeiter der Bauabteilung im Rathaus es der kleinen Firma nicht zutrauen, die große und sensible Baustelle zur Zufriedenheit aller zu übernehmen, sagte May: "Wir wollen das erstens nur einmal anpacken und zweitens die Arbeiten in einem festgelegten Zeitraum - bis Mitte August - fertiggestellt wissen."

Auch bei einigen Gerolsteinern ist die kleine Firma nicht mehr gut gelitten, nachdem der von ihr getätigte Umbau des Platzes Dehren länger dauerte und auch teurer wurde als geplant.

Die Planungen zum zweiten Bauabschnitt sind nach Worten des Stadtbürgermeisters bei den Anliegern "gut angekommen, es gab nichts zu kritisieren". Es sind aber auch nur zehn Anlieger der Einladung gefolgt.

Bezüglich eines Details ist May ein kleines Stück weitergekommen. So sollen nach Willen der Stadt in dem ansteigenden Abschnitt vier einheitliche Terrassen vor gastronomischen Betrieben entstehen: vor dem Balkangrill, dem Dönerladen, der kleinen Pizzeria und an der Einmündung der Oberen Marktstraße in die Hauptstraße, wo zu diesem Zweck die Mauer um ein gutes Stück in Richtung Hauptstraße versetzt werden muss.

May sagt: "Die Besitzer der Eisdiele und des Dönerladens wollen mitmachen. Mit den beiden anderen spreche ich noch dieser Tage." Es ist geplant, dass die Gastronomen die Zusatzkosten von 33 000 Euro tragen, "denn man kann der Allgemeinheit nicht Kosten aufbürden, von denen Einzelne stark profitieren".

Der Stadtbürgermeister hofft, dass die Idee verwirklicht wird. Er sagt: "Einheitliche Terrassen sind erstens optisch schön, und sie können ein gutes Stück mehr Aufenthaltsqualität in die Innenstadt bringen. Für die nächsten 20 Jahre ist das eine einmalige Chance."

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