Arbeitslosigkeit als Einstieg in die Pleite

Trier · Immer mehr Menschen in Europa kommen ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nach und melden für sich Privatinsolvenz an. Seit dem Jahr 2008 gibt es einen sprunghaften Anstieg.

Trier. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung - oft steht ein persönliches Schicksal hinter den finanziellen Schwierigkeiten, in die zunehmend mehr Europäer hineinrutschen. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist nach Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform im vergangenen Jahr auf einen neuen Rekord gestiegen: 385 000 Menschen mussten im vergangenen Jahr ihre Zahlungsunfähigkeit erklären, das ist gegenüber 2009 ein Zuwachs von gut fünf Prozent.

Zwölf Prozent mehr Insolvenzen in der Region



In der Region Trier gab es sogar einen Anstieg um etwa zwölf Prozent auf etwa 550 Verbraucherinsolvenzen. Doch bei einem genauen Blick auf die Gebiete zeigen sich große Unterschiede: In Bernkastel-Wittlich stieg die Zahl der Privatpleiten um 74 Prozent auf 134 Fälle, in der Stadt Trier meldeten 174 Bürger (+ zehn Prozent) Zahlungsunfähigkeit an, in Trier-Saarburg 119 (+ 13 Prozent). Mit 43 Insolvenzen ging hingegen die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im Vulkaneifelkreis deutlich zurück (- 40 Prozent) ebenso wie im Eifelkreis Bitburg-Prüm (- elf Prozent/82).

Mit Blick auf Europa machen die Experten einige wenige Länder für den Anstieg verantwortlich. Der Anstieg gehe weitgehend auf die Entwicklungen in Schweden (plus 19,3 Prozent; 7860 Fälle), in den Niederlanden (plus 16,6 Prozent; 10 450 Fälle), in Frankreich (plus 8,1 Prozent; 44 360 Betroffene) und in Deutschland (plus 7,6 Prozent; 139 800 Fälle) zurück.

Umgang mit Geld überdenken



Der krisenbedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit und die seit Ende der 90er Jahre stark gestiegene private Verschuldung der Europäer - beispielsweise für eine Immobilienfinanzierung - berge für immer mehr Menschen die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit. So dürfe die Zahl der Privatinsolvenzen auch im laufenden Jahr auf einem hohen Niveau verharren.

"Hinzu kommt, dass für viele Menschen die Hemmschwelle gefallen ist", sagt Guido Joswig. Früher sei es gerade im ländlichen Raum fast undenkbar gewesen, dass jemand Privatinsolvenz anmeldet. Der Boom, sich über ein Insolvenzverfahren zu entschulden, bringe aber auch viele Nachteile mit sich. "Viele vergessen die Auswirkungen, die ein solches Verfahren mit sich bringt", sagt Joswig .

Ganz wichtig sei für die Verbraucher, die mit ihrem Einnahmen nicht rundkommen, dass sie bereit wären, ihren "Umgang mit Geld" neu zu regeln. Es gebe eine Reihe von Beratungsstellen, die den Menschen beim Neuanfang helfen könnten.

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