EU-Kommissar glaubt: Das Schlimmste liegt hinter uns

Brüssel · Gute Nachrichten hatte EU-Währungskommissar Olli Rehn in letzter Zeit selten zu verkünden. Umso erleichterter präsentierte er gestern die neue Konjunktur-Prognose für Europa.

Brüssel. "Das Schlimmste der Krise liegt hinter uns", so das Fazit von Olli Rehn. "Die Konjunktur in Europa fasst wieder Tritt.”
Rehns Experten haben errechnet, dass die Wirtschaftsleistung der 18 Euro-Länder in diesem Jahr mit einem Plus von 1,2 Prozent erstmals seit 2011 wieder wächst. Für 2015 erwartet die EU-Kommission sogar ein Plus von 1,8 Prozent. Damit korrigierte die Brüsseler Exekutive ihre Vorhersage vom November leicht nach oben.
Laut den Brüsseler Experten stecken nur noch Zypern und Slowenien in der Rezession, alle anderen Euro-Staaten kehren 2014 zurück auf den Wachstumspfad. Selbst Sorgenkind Griechenland wird erstmals seit 2007 wieder ein Konjunkturplus verzeichnen - wenn auch nur um bescheidene 0,6 Prozent.
Arbeitsmarkt noch lahm


Allerdings schlägt sich die konjunkturelle Erholung nur verzögert auf dem Jobmarkt nieder.
Die auf Rekordhöhen verharrende Arbeitslosigkeit in der Eurozone dürfte nach der Brüsseler Vorhersage nur schrittweise sinken und im nächsten Jahr die Zwölf-Prozent-Marke unterschreiten. Dennoch verharrt sie in Krisenländern wie Griechenland und Spanien auf einem Niveau von weit über 20 Prozent.
Konjunkturlokomotive für den Euro-Raum ist Deutschland, das mit 1,8 und 2,0 Prozent in diesem und im nächsten Jahr überdurchschnittlich zulegen soll.
Als "äußerst gering” schätzt die EU-Kommission die Gefahr ein, dass eine Deflation den zarten Aufschwung in Europa wieder zunichte macht. "Wir verfolgen die Entwicklung aber sehr genau", kündigte Rehn an. Viele Experten rechnen wegen der sehr niedrigen Inflation mit einer nochmaligen Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank. Sie will die Teuerungsrate unter - aber nahe zwei Prozent halten.
Mit 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts soll die Defizitquote in der Währungsunion in diesem Jahr erstmals seit der Eskalation der Schuldenkrise 2010 wieder unter der erlaubten Drei-Prozent-Marke liegen.
Weiter hohe Schulden



Rehn warnte trotz der Erholungs-Signale davor, sich nun "selbstzufrieden zurückzulehnen”. Sollten die Wirtschaftsreformen ins Stocken geraten, drohe ein erneuter Vertrauensverlust an den Finanzmärkten, so der Währungskommissar. Das wiederum stelle die größte Bedrohung für den erwarteten Aufschwung dar. Wie fragil die Lage noch ist, zeigt ein Blick auf Frankreich. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone bekommt ihr Haushaltsdefizit nicht in den Griff. Probleme macht weiter der Schuldenabbau. Der Schuldenstand dürfte in der Euro-Zone bei mehr als 95 Prozent der Wirtschaftsleistung verharren. Erlaubt sind 60 Prozent. Griechenland liegt nach den Brüsseler Schätzungen in diesem Jahr beim Rekordhoch von 177 Prozent und baut 2015 nur minimal auf knapp 172 Prozent ab. Als dauerhaft tragbar gilt 120 Prozent. Kein Wunder, dass die Diskussion über weitere Erleichterungen Fahrt aufnimmt. ing

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