Leben von der Substanz

THALFANG. (iro) Die EU-Agrarreform hilft den Landwirten in Rheinland-Pfalz nicht. Das sagte der Kreisvorsitzende Manfred Zelder am Rande der Traditionstagung des Bauen- und Winzerverbands Rheinland-Nassau in Thalfang.

Durch die kontinuierlichen Preisrückgänge bei landwirtschaftlichen Produkten erzielten die Bauern in den vergangenen Jahren unbefriedigende Einkommen, erklärte Zelder vor rund 170 Landwirten aus den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg. "Wir leben von der Substanz." Das verdeutlicht aus seiner Sicht auch der Einkommensrückstand zum gewerblichen Vergleichslohn von inzwischen 35 Prozent. Erste Kritik äußerte der Bauernverband an der neuen Bundesregierung. Auf die Landwirte kommen Kürzungen in Höhe von 50 Millionen Euro bei der Unfallversicherung zu, sagte Zelder. Er kritisierte auch die "anhaltende Wettbewerbsverzerrung beim Agrardiesel". Die erste von insgesamt fünf Informationsveranstaltungen über die GAP (Gemeinsame Agrar-Politik) verdeutlichte laut Zelder die bei den Mitgliedern des Verbands bestehenden Unsicherheiten. In Thalfang, Kreis Bernkastel-Wittlich, wurden die Bauern über den aktuellen Stand der EU-Agrarreform und über neue Vorschriften ab dem Jahr 2006, unter anderem bezüglich der neuen Lebensmittel- und Futtermittelhygiene-Vorschriften, informiert. Für "überlebensnotwendig" halte er die rechtzeitige Auszahlung der Betriebsprämien der EU. Es gebe ganz aktuelle Aussagen aus Berlin, dass die Höfe einen Abschlag von 80 Prozent der Gesamtsumme zwischen Weihnachten und Neujahr erhalten sollen. Durch die im November fälligen Pachtzahlungen müsse mancher Betrieb Liquiditätsengpässe überbrücken. Nach Auffassung von Zelder dient das neue Prämiensystem in erster Linie der Existenzsicherung überlebensfähiger Landwirte. Die Planbarkeit von Prämienzuteilungen sei deshalb von großer Bedeutung. Dass die Übertragung der Prämienrechte per Online-System vorgenommen werden müssen, kritisierte Zelder: "Was machen kleine Betriebe ohne Computer?" Sein Kollege Walter Clüsserath (Kreis Trier-Saarburg) sprach in dem Zusammenhang eine holländische Studie zur Intelligenz von Berufsgruppen an. Sie komme zum Schluss, dass Landwirte in der Hinsicht spitze seien. Angesichts des umfangreichen Anforderungskatalogs müssten sie das auch sein.

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