Über 300 Millionen Dosen für die ganze Welt

Thalfang · Die deutschen Molkereien stehen unter Druck: Der heimische Markt wächst, wenn überhaupt noch, nur langsam, und der Handel hat bei der H-Milch vor Wochen deutlich die Preise gedrückt. Die Zukunft liegt für viele Molkereien im Export - auch bei der Hochwald-Molkerei in Thalfang.

Thalfang. Die Hochwald-Molkerei in Thalfang ist die drittgrößte deutsche Molkerei. In der Gruppe hat das Unternehmen im vergangenen Jahr mehr als zwei Milliarden Liter (Kilogramm) Milch verarbeitet und damit einen Umsatz von 1,26 Milliarden Euro erzielt. Dabei kommt dem Export eine immer größere Bedeutung zu. Schon heute werden 439 Millionen Euro im Ausland erwirtschaftet. Das ist mehr als jeder dritte Euro.
Und geht es nach den Plänen der Hochwald-Verantwortlichen, soll dieser Anteil noch massiv steigen. "Unsere Landwirte haben erkannt, wie wichtig der Export für unsere Gruppe ist", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Hochwald-Gruppe, Hans-Jürgen Sehn.
Export immer wichtiger


Entsprechend hat das Unternehmen seine Investitionen beschlossen. Rund 20 Millionen werden am Standort Thalfang investiert, etwa 17 Millionen ins Käsewerk in Hünfeld in Osthessen und gut 25 Millionen in Erftstadt in NRW. Dort stellt Hochwald vor allem Sprühsahne her. "Eines der Ziele des Hochwald-Zukunftskonzeptes ist der Ausbau von rentablen Produkten - also beispielsweise Käse. Unser Ziel ist ganz klar, dass wir auch in Zukunft unseren Landwirten einen überdurchschnittlichen Milchpreis zahlen können", sagt Karl-Heinz Engel, Hauptgeschäftsführer der Hochwald Nahrungsmittel-Werke. Rentable Produkte? Derzeit sind die Gewinnmargen für Molkereien bei Käse, Sprühsahne oder auch Dosenmilch deutlich höher als bei der normalen H-Milch.
Auch deshalb hat sich die zweite rheinland-pfälzische Molkerei, die Milch-Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld, einen Partner gesucht (siehe Extra). Die Muh produziert hauptsächlich H-Milch. Am Produktionsstandort Thalfang bedeutet der Ausbau eine weitere Konzentration auf Dosenmilch.
Derzeit werden pro Jahr rund 250 Millionen Liter Milch in Butter, Pulver und Dosenmilch verarbeitet. Ist die neue Dosenabfülllinie komplett installiert, steigt die Kapazität auf rund 300 Millionen Liter Milch.
Gesellschaft in Dubai


"Pro Jahr verlassen dann mehr als 300 Millionen Dosen Kondensmilch das Werk Thalfang. Die Produkte gehen zu 99 Prozent in den Export", erklärt Hochwald-Chef Karl-Heinz Engel.
Um den Umschlag und die Logistik am Standort Thalfang zu gewährleisten, hat das Unternehmen im vergangenen Jahr eine Brücke über die Hunsrückhöhenstraße geschlagen. Über Laufbänder gelangen nun die Dosen in die neue Lagerhalle. "Mit mehr als 5000 Quadratmetern haben wir die Dimension eines Fußballplatzes. Wir können hier 7500 Paletten stapeln", sagt Engel. Die Milch muss im Ausland ihre Abnehmer finden. Hochwald exportierte im vergangenen Jahr Kondensmilch, gezuckerte Kondensmilch, Sterilsahne, Sprühsahne, Käse, Milchmischgetränke und Würstchen in 158 Länder der Welt. Nord- und Westafrika und der arabische Raum mit dem Mittleren und Nahen Osten werden dabei immer wichtiger.
Laut Engel wird das Unternehmen demnächst eine Vertriebsgesellschaft in Dubai gründen, die diesen Raum bearbeitet. Bereits heute erwirtschaftet die Molkerei in dieser Region etwa 100 Millionen Euro. "Vor allem die Dosenmilchmarke Bonny ist dort beliebt und genießt einen Kultstatus wie bei uns die Bärenmarke", sagt der Hochwald-Chef. Die Dosen für den Weltmarkt werden ausschließlich in Thalfang hergestellt und befüllt.
Milch made in Germany


In China punktet Hochwald mit dem Label "Made in Germany". Die H-Milch die in China über die Ladentheke geht, hat auf einer Packungsseite große chinesische Schriftzeichen und auf der anderen Packungsseite alle Informationen in deutscher Sprache. Auf beiden Seiten flattert rechts oben in der Ecke die Deutschland-Flagge. "Das kommt bei den chinesischen Verbrauchern bestens an. Milch aus Deutschland erfreut sich in China immer größerer Beliebtheit", sagt Aufsichtsratschef Sehn.
Die Zahlen belegen dies. 2010 setzte die Gruppe in China gerade einmal 700 000 Euro um, 2011 waren es schon 1,9 Millionen Euro, und in den ersten vier Monaten dieses Jahres sind es bereits 1,5 Millionen Euro. Für Aufsichtsratschef Sehn ist deshalb die Ausrichtung der Molkerei-Gruppe klar: "Wir wollen die großen Chancen auf den internationalen Märkten nutzen."Extra

Die Hochwald-Molkerei verarbeitete im vergangenen Jahr verarbeitete sie an neun Standorten mehr als zwei Milliarden Kilogramm Milch. Dabei wurde ein Umsatz von 1,26 Milliarden Euro erzielt. Die Gruppe beschäftigt 1630 Mitarbeiter. Rund 5500 Landwirte liefern ihre Milch an die Genossenschaft ab. Am Standort Thalfang sind etwa 220 Mitarbeiter im Verwaltungsbereich beschäftigt. In der Produktion sind 145 Mitarbeiter angestellt, durch den Ausbau sollen aber noch bis zu 15 neue Arbeitsplätze entstehen. Zu den bekannten Marken der Gruppe gehören neben Hochwald auch Elinas und Happy Drink, Bärenmarke, Glücksklee und Lünebest. Im Ausland haben die Marken Bonny, Happy Day, Milcow oder auch Mana einen hohen Bekanntheitsgrad. Hauptabsatzgebiete sind Griechenland, Nordafrika, Nordwestafrika, die arabische Golfregion, England und Asien. hwExtra

Die Milch-Union Hocheifel (Muh) informiert derzeit ihre 2600 Landwirte über die Details zur geplanten Fusion mit der Molkereigenossenschaft Arla. Am 26. Juni stimmen dann die 145 Vertreter in einer Versammlung über die Fusion ab. 75 Prozent der Vertreter müssen für einen Zusammenschluss stimmen. Sollte es zur Fusion kommen, würde die Muh neun von 150 Vertretern und zwei von 21 Aufsichtsräten stellen. hw

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort