Über den eigenen Tellerrand schauen

TRIER. Es war das erste Mal, dass die Mitglieder des Forums Hochschule Wirtschaft mit ihren Diskussionen an die Öffentlichkeit gingen. "Das Unternehmen Hochschule auf dem Prüfstand" war Thema im IHK-Tagungszentrum. Zu Gast war die Präsidentin des Thüringer Landtags, Professor Dagmar Schipanski, frühere Präsidentin der Kultusministerkonferenz.

Die Professorin für Festkörperelektronik Dagmar Schipanksi hatte jahrelang an der technischen Universität Ilmenau unterrichtet - eine Frau aus der Praxis des Hochschullebens, der die Studenten nach eigener Aussage am Herzen liegen. Doch oft klaffen Lücken zwischen den hohen Weihen der Alma Mater und dem Job-Alltag. Die Anforderungen an die Absolventen steigen. Und: Es werden neue Abschlüsse eingeführt, mit denen man in der Arbeitswelt noch nicht viel anfangen kann. "Die Umstellung auf Bachelor und Master erfordert eine konsequente Ausrichtung der Studiengänge auf die Anforderungen im Berufsleben", forderte Axel Simon, Vorsitzender des Forums Hochschule Wirtschaft. Das Forum gibt es seit zwei Jahren. Mitglieder sind die Trierer Universität, die Fachhochschule, die Stadt, die Landkreise der Region, die Handwerkskammer, der Kreis junger Unternehmer und die Initiative Region Trier. Man versteht sich als Koordinations- und Informationsplattform zwischen Wirtschaft und Wissenschaft."Leistung" muss wieder positiver besetzt sein

Die Geschäftsführung des Forums liegt bei der IHK. Bisher hat das Forum vor allem intern diskutiert und gearbeitet. Jetzt will man an die Öffentlichkeit - mit Veranstaltungen zu aktuellen Fragen der Hochschulpolitik. Diskutiert wurde bei der ersten Veranstaltung, inwieweit Uni und FH als eine Art Unternehmen angesehen werden können, das die Studierenden fit macht für die berufliche Zukunft und umgekehrt den Unternehmen Fachkräfte liefert, die den beruflichen Anforderungen gewachsen sind. Moderiert wurde die Veranstaltung von TV -Redakteur Dieter Lintz. Dagmar Schipanski betonte: "Der Begriff Leistung muss wieder positiver besetzt werden. Sinnvoll wären Stipendien, die nicht nur auf den sozialen Gegebenheiten fußen, sondern auch leistungsbezogen sind."Fit für den Vergleich mit dem Ausland

Um auch im internationalen Vergleich bestehen zu können, müssten eben vor allem vergleichbare Abschlüsse geschaffen werden. "Bachelor und Master werden kommen. Das wirkt sich auf die Fakultätsstrukturen aus, da muss sich einiges ändern. Es gibt zu viele Detailsteuerungen, die müssen weg", forderte Schipanski. Dieser Meinung ist auch Triers Unipräsident Peter Schwenkmezger. "Dass die Uni unabhängig vom Staat agiert, funktioniert nicht. Aber wir müssen die Möglichkeit bekommen, selbständiger über unsere Mittel zu verfügen." Sinnvoll sei es in diesem Zusammenhang, wenn die Unis, wie zum Beispiel in Thüringen, fakultätsübergreifend über ein bestimmtes Kontingent verfügen könnten, wie Dagmar Schipanski erläuterte. "Mal bekommt die eine Fakultät Geld, wenn es nötig ist, mal die andere." "Auch die leistungsbezogene Bezahlung sollte für Professoren ein Anreiz sein, um den Wettbewerb zu verstärken", ergänzte Harry Thiele, Vorsitzender der Initiative Region Trier. Im Wettbewerb stehen auch die Universitäten untereinander. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh hat sich mit Hochschul-Rankings einen Namen gemacht. "Solche Rankings schauen wir uns auf jeden Fall an", sagte Thiele. "Wir wünschen uns von der Wirtschaft, dass sie uns sagt, welche Kriterien sie in einem Ranking haben will", sagte Tassilo Schmitt vom CHE. "Umgekehrt wollen auch wir als Fachhochschule wissen, wie die Betriebe sind, die unsere Absolventen übernehmen", ergänzte Bert Hofmann, Präsident der Fachhochschule Trier. Fazit der Diskussion: Mehr Dialog zwichen Wissenschaft und Wirtschaft ist nötig. Die Wirtschaftsbetriebe müssen sich schlau machen, was die neuen Abschlüsse Bachelor und Master bedeuten. Und: Unis und Fachhochschulen müssen sich von althergebrachten Strukturen verabschieden, zumindest teilweise. Schipanski: "Gerade bei knappen Mitteln gilt es, Schwerpunkte zu seztzen."

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