Von Spielleitern und Führungskräften

Was hat Fußball mit Unternehmertum zu tun? Eine ganze Menge, wenn es nach Urs Meier geht. Was Spielleiter und Führungskräfte verbindet, zeigte der Ex-Schiedsrichter am Montagabend bei der Vortragsreihe "Erfolg 2010".

Trier. (jka) "Es ist selten, dass ein Schiedsrichter mit Applaus begrüßt wird", sagt Urs Meier, "oder ist das für die zwölf Punkte aus der Schweiz beim Eurovision Song Contest?" Damit, und mit Spitzen gegen die Nachbarn aus Österreich ("die sind nicht dabei, wir und ihr schon"), hat der ehemalige Schweizer Fifa-Schiedsrichter und Unternehmer am Montagabend schnell das Publikum auf seiner Seite. Er ist zu Gast im Penta Hotel bei der Vortragsreihe "Erfolg 2010 - Von den Besten profitieren", präsentiert von TV, Macher, Unternehmen Erfolg und Penta Hotel.

Anhand vieler Anekdoten, Spielszenen und mit einiger Selbstironie zeigt Meier die Parallelen zwischen dem Schiedsrichterdasein und dem Handeln als Führungskraft im Unternehmen. "Zwischen den Fronten. Entscheidungen treffen - Mit Druck umgehen" heißt sein Vortrag. "Wie hättet ihr euch entschieden?", fragt Meier ins Publikum, bevor er eine Schlüsselszene aus seinem Schiedsrichterdasein zeigt. Europameisterschaft 2004, England spielt gegen Portugal, es steht 1:1. England im Strafraum der Portugiesen, alles geht blitzschnell. Ein Tor? Oder ein Foul eines Engländers und damit kein Tor?

Entscheiden heißt Risiken eingehen



Sekundenbruchteile, die entscheiden. "Das ist Fußball, wenn ich eine Sekunde zögere, werde ich schon unsicher", sagt Meier. Er entschied sich damals dafür, das Tor nicht anzuerkennen. Das Resultat: England scheidet aus, für ihn gibt's zu Hause eine Zeit lang Polizeischutz. Meier: "Entscheidungen treffen heißt auch Risiken eingehen. Es sind keine komplett neuen Erkenntnisse, die er präsentiert, keine hochtrabend psychologischen Ausführungen. Es sind Themen wie Fairplay, Teamarbeit, Belastbarkeit, die Meier aufzählt und für Schiedsrichter - er präferiert das Wort "Spielleiter" - wie Führungskräfte als elementare Eigenschaften ansieht. "Führungskräfte müssen echt und ein bisschen merkwürdig sein", sagt der Schweizer weiter, "wobei ich merkwürdig auch als merk-würdig verstehe." Dazu komme Beziehungsfähigkeit, Entwicklungsbereitschaft und die Fähigkeit zum Dialog.

Wie er mit Entscheidungen umgehe, die sich im Nachhinein als Fehlentscheidung herausstellen, lautet eine Frage. "Das Wichtigste ist, ehrlich mit sich selbst zu sein", antwortet Meier, "mit Druck kannst du umgehen, aber wehe du bist nicht ehrlich."

Am Ende der Veranstaltung gibt es spontane Begeisterung beim Publikum. "Toller Vortrag", ruft eine Zuhörerin. Eine Meinung, die Gast Wolfgang Ziewer teilt: "Man nimmt ihm die Kompetenz ab, er kommt sehr überzeugend rüber."

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