Weltneuheit kommt aus Trier

Trier · Das Trierer Industrie-Unternehmen GKN Driveline betritt Neuland. Heute fällt bei der früheren Firma Walterscheid der Startschuss für den Serienbetrieb der automatischen Herstellung von Gelenkzapfen für die Autoindustrie. Damit sichert es den Standort und die rund 500 Arbeitsplätze für die Zukunft.

 Isabelle Thirn und Christian Weber freuen sich über die Erweiterung der neuen Anlage bei GKN Driveline im Trierer Hafen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Isabelle Thirn und Christian Weber freuen sich über die Erweiterung der neuen Anlage bei GKN Driveline im Trierer Hafen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Wenn heute der rote Knopf für den Serienbetrieb der automatischen Herstellung von Gelenkzapfen gedrückt wird, dann fallen nicht nur von Roland Seidel der Druck und die Anspannung mehrerer Jahre der Vorbereitung ab. "Wir haben Träume gehabt, Visionen entwickelt und bei der Umsetzung viel Schweiß verbraucht", bilanziert der Geschäftsführer von GKN Driveline Trier. Auch die 460 Mitarbeiter und 39 Azubis des Trierer Industrie-Betriebes im Hafen werden für ihren Einsatz belohnt. Denn mit der Entwicklung der neuen automatischen Produktionslinie von Gelenkzapfen für die Autoindustrie, einer sogenannten Fertigung im Flussprinzip für 20 Millionen Euro, haben sie technisches Neuland betreten. "Das ist eine Weltneuheit", sagt Seidel. Erstmals müssen die Gelenkzapfen für Auto-Antriebe, wie sie bei GKN für fast alle Automarken von BWM bis Jaguar hergestellt werden, zwischen Erwärmung, Umformung, Abkühlung, Pressung und Verpackung nicht mehr zwischengelagert werden. "Wir können heute alle Prozesse über einen Tag hinweg leisten, wofür wir früher fünf Tage gebraucht hätten", sagt Jürgen Schilz, leitender GKN Driveline Fertigungsingenieur. So könne etwa ein Auftrag von 10 000 Gelenkzapfen für 2500 Autos innerhalb eines Tages angenommen, produziert und ausgeliefert werden.
Fertigung innerhalb eines Tages


Die neue Flusslinie, die neben der vor einem Jahr in Betrieb genommenen Presse nun um zwei Kalt-Umformanlagen ergänzt wurde, spart folglich Transportkosten und Personaleinsatz. Zudem sorgt sie für mehr Sicherheit, weil weniger Gabelstapler umherfahren, und spart mehr als 15 Prozent Energie. Bei insgesamt 4000 Euro an Energiesteuer und Umlage für Öko-Strom-Subventionen je Arbeitsplatz ist dies kein Pappenstiel. "Wir haben die Investitionssumme effektiv eingesetzt", ist Seidel stolz. Immerhin verzeichnet das Unternehmen die Rekordproduktionssumme von 85 Millionen Gelenkzapfen im vergangenen Jahr (siehe Extra). Und auch die ersten beiden Quartale 2012 sind auf dem gleichen Niveau gelaufen. "Wir sehen zwar eine leichte Beruhigung gerade in Südeuropa, sehr gut läuft jedoch der Export, vor allem in die USA", sagt der Trierer Chef.
Was für das Vorzeige-Industrie-Unternehmen mindestens genauso wichtig ist, ist die Positionierung innerhalb des GKN-Konzerns und als einer von zehn Standorten für die Umformung von Stahl weltweit. "Viele dieser Werke sind von Trier aus mit Technologie entwickelt worden", sagt Matthias Henke, Leiter Konstruktion und Entwicklung in Trier. In der Technologie sei man an der Mosel "die Nummer eins". Und Seidel ergänzt: "Das ist gleichzeitig für uns die Verpflichtung, den Vorsprung im Wettbewerb auch intern zu halten." Für das Trierer Werk und seine Beschäftigten bedeute dies im Gegenzug auch eine Bestandsgarantie. "Eine Umformanlage wie die Trierer, die einmal dort steht, die nimmt niemand so schnell wieder weg", sagt Seidel.Extra

GKN Driveline produzierte 2011 am Trierer Hafen 85 Millionen Teile für die Automobilindustrie aus rund 85 000 Tonnen Stahl. Das sind 1700 Eisenbahnwaggons oder 3542 LKW voll mit Stahl beladen. Vor einem Jahr wurde die 15 Millionen Euro teure Mehrstufenpresse des Schweizer Herstellers Hatebur in Betrieb genommen. Sie produziert mit einer Presskraft von bis zu 2000 Tonnen je Sekunde einen Gelenkzapfen für Autoantriebe. sasExtra

Das Unternehmen wurde 1964 als "Rheinmetall Schmiede- und Presswerk Trier GmbH" im Trierer Hafen gegründet. 1993 firmierte es zur GKN Walterscheid Presswerk GmbH um, 2003 wurde es zur GKN Driveline Trier. Damit gehört das Werk an der Mosel zur Nordeuropa-Division mit sechs Standorten des weltweit führenden Anbieters von Antriebssystemen für die Automobilindustrie. Mutterkonzern ist der globale Technologiekonzern GKN plc in Großbritannien mit Schwerpunkten in den Branchen Automobil und Luftfahrt. Er hat Produktionsstätten in mehr als 35 Ländern und beschäftigt rund 44 000 Mitarbeiter. GKN Driveline Trier hat rund 460 Mitarbeiter und 39 Azubis. Der Konzern-Umsatz betrug 2011 rund sieben Milliarden Euro. sas.

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