Ein neuer europäischer Molkereiriese

Pronsfeld · Mit überwältigender Mehrheit haben die Vertreter der Milch-Union Hocheifel (Muh) und der schwedisch-dänischen Genossenschaftsmolkerei Arla Foods amba am Dienstag für eine Fusion beider Molkereien gestimmt. Mit ganz wenigen Gegenstimmen beschlossen die Bauern die Molkereihochzeit.

 Tim Ørting Jørgensen (links) und Rainer Sievers stoßen mit einem Glas Milch auf die Fusion an. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Tim Ørting Jørgensen (links) und Rainer Sievers stoßen mit einem Glas Milch auf die Fusion an. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Pronsfeld. Der Stolz ist den Verantwortlichen bei der Milch-Union Hocheifel und bei der dänisch-schwedischen Genossenschaftsmolkerei Arla anzusehen. Was Muh-Chef Rainer Sievers mit Vorstand und Aufsichtsrat und die Manager des Arla-Konzerns geplant haben, wird von den Vertretern der beiden Molkereien mit fast 100 Prozent durchgewunken. 98,6 Prozent der Muh-Vertreter wünschen den Zusammenschluss mit dem Weltkonzern. Von 137 der 145 Vertreter stimmten lediglich zwei nicht dafür.
Kaum zu glauben, aber im schwedischen Halmstad, wo die Arla-Vertreter tagten, fiel das Votum für die Muh noch deutlicher aus: 99,4 Prozent Zustimmung. Die Milch-Union Hocheifel eG wird künftig Muh Arla eG heißen.
Historischer Tag


"Für uns ist das ein historischer Tag", sagt Muh-Chef Rainer Sievers. Er erhofft sich von dem Zusammenschluss ganz neue Vermarktungschancen für Milch, Butter und Milchpulver aus Pronsfeld. "Heute und hier ist eine große europäische Molkerei begründet worden", sagt Sievers.
Nachdem die Fusion mit Arla und Muh beschlossen ist, schmiedete Arla am selben Tag auch eine Allianz mit der britischen Milk link. Auch hier stimmten die Vertreter zu weit über 95 Prozent für eine Fusion. Damit sind unter dem genossenschaftlichen Dach der Arla nun 12 000 Milchbauern aus Schweden, Dänemark, Großbritannien, Deutschland, Belgien und Luxemburg vereint. "Wir freuen uns über die deutliche Zustimmung unserer Vertreterversammlung zum Zusammenschluss mit Arla Foods", sagt Manfred Graff, Vorstandsvorsitzender der Milch-Union Hocheifel eG. "Durch das Zusammengehen werden wir stärker und können unseren Mitgliedern auch in Zukunft einen stabilen Milchpreis auf hohem Niveau bieten", so Graff.
Wichtige Rolle im Weltmarkt


"Unser Ziel ist es, eine wichtige Rolle im Weltmarkt zu spielen, um unseren Mitgliedern immer den bestmöglichen Milchpreis auszahlen zu können", erklärt Åke Hantoft, Vorsitzender des Aufsichtsrates von Arla Foods amba. "Der Zusammenschluss mit Muh bedeutet für Arla Foods einen großen Schritt auf dem Weg zu einer starken europäischen Genossenschaft." Der Standort Pronsfeld soll dabei sogar noch aufgewertet werden. Neben den 60 Millionen Euro, die in einen Trockenturm, die Milchanlieferung und eine neue Butterei investiert werden, will Arla weitere 20 Millionen einbringen, bestätigte Arla-Chef Tim Ørting Jørgensen. Die Butterei wird den neuen Anforderung angepasst, in Zukunft soll hier auch Kærgården-Butter hergestellt werden. Sievers erhofft sich zudem einen Schub durch die internationalen Verpflechtungen des Konzerns, gerade in China. "Ist unser Trockenturm fertig, können wir jährlich 20 000 Tonnen Milchpulver für Kindernahrungsmittel nach China liefern."
Die Fusion erfolgt nach dem Prinzip "gleiche Rechte und Pflichten für alle Mitglieder".
Die Milch-Union Hocheifel eG bleibt als Genossenschaft mit ihren Mitgliedern bestehen und tritt als solche Arla Foods amba bei, erklärt Sievers.
Somit bleiben die genossenschaftlichen Strukturen in der Muh bestehen. Darüber hinaus wird Muh künftig mit neun eigenen Repräsentanten in der Vertreterversammlung sowie im Aufsichtsrat mit zwei Mitgliedern vertreten sein.Extra

Arla Foods amba entstand 2000 aus dem Zusammenschluss der schwedischen Arla Gruppe und dem dänischen Unternehmen MD Foods. Die Ursprünge der genossenschaftlichen Molkerei wurden bereits vor 100 Jahren gelegt. Arla mit Sitz im dänischen Viby - in der Nähe von Aarhus - hat 8000 dänische, schwedische und deutsche Landwirte als Anteilseigner, verarbeitet jährlich in zwölf Ländern 9,2 Milliarden Kilogramm Milch und beschäftigt rund 17 400 Mitarbeiter. Die Produkte werden in mehr als 100 Ländern vertrieben. Damit ist der Milchkonzern die viertgrößte Molkereigenossenschaft der Welt. Zum Vergleich: Die Milch-Union Hocheifel (Muh) hat im vergangenen Jahr rund eine Milliarde Kilo Milch verarbeitet und setzte etwa 700 Millionen Euro um. Damit steht die Muh auf Platz vier in Deutschland. Bereits Anfang 2011 schlüpfte die norddeutsche Hansa Milch bei Arla unter das Konzerndach. Die Molkerei (740 Millionen Kilogramm Milch im Jahr) firmiert nun als Arla Hansa Milch. Zu den wichtigsten Produkten von Arla gehören etwa Buko, Esrom, Finello, Havarti, Kærgården. hw

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort