Jubeln, bangen - und wieder jubeln!

Würzburg · Dritter Sieg im vierten Auswärtsspiel: Basketball-Bundesligist TBB Trier ist nach dem 69:62-Erfolg am Samstagabend in Würzburg klar auf Playoff-Kurs. Der Sieg stand endgültig erst am frühen Sonntagabend fest. Da teilten die Würzburger mit, dass sie einen zuvor eingelegten Protest nicht weiter verfolgen würden.

 Kampf unterm Korb: Triers Jarrett Howell (weißes Trikot) in der Partie der TBB gegen Würzburg mit Dwayne Anderson. Howell machte sechs Punkte in dem Spiel, das Trier 69:62 gewann. Tv-Foto: Fabian Frühwirth

Kampf unterm Korb: Triers Jarrett Howell (weißes Trikot) in der Partie der TBB gegen Würzburg mit Dwayne Anderson. Howell machte sechs Punkte in dem Spiel, das Trier 69:62 gewann. Tv-Foto: Fabian Frühwirth

Würzburg. Als wäre die 62:69 (31:35)-Niederlage für die s. Oliver Baskets Würzburg in eigener Halle gegen den TBB Trier nicht schon niederschmetternd genug gewesen, so musste es sich schon wie blanker Hohn angefühlt haben, als ein Spielmannszug nach dem Ende einer von zahlreichen haarsträubenden Fehlern geprägten Basketball-Bundesliga-Partie auf dem Parkett mit ihrem Tschingdarassa Bum gute Laune versprühen wollte. Den mitgereisten Trierer Fans gefiel das, sie nutzten die musikalische Faschingseinlage, um ihr Team kräftig zu feiern. Und ausgiebig. Noch am Mannschaftsbus empfingen die TBB-Anhänger ihr siegreichen Lieblinge stimmgewaltig. Die Würzburger aber sind nicht wiederzuerkennen, der Vorjahres-Halbfinalist ist in diesen Tagen, die geprägt sind von der Terminhatz zwischen EuroCup-Wettbewerb und Bundesliga, ein Schatten früherer, erfolgreicher Tage. "So", fasste es Trainer Marcel Schröder zusammen, "kannst du kein Spiel gewinnen. Das alleine auf die Reisestrapazen zu schieben, wäre nicht in Ordnung." Auch die Hoffnung, noch am grünen Tisch eine weitere Chance zu bekommen, hat sich am Sonntag erledigt. Die Baskets haben die Partie nur unter Protest bestritten: Die Trierer hatten ebenso wie die Würzburger in weißen Trikots auflaufen wollen - und damit reichlich Verwirrung gestiftet. Die Würzburger aber schlüpften letztlich ins Auswärts-Rot, weil "wir schlicht und ergreifend überhaupt nur ein Trikot haben", sagte Rödl ziemlich überrascht von der Panne.27 Ballverluste für Trier

20 Minuten dauerte es, ehe die roten Hosen und die dazu passenden Hemden der Baskets organisiert waren (laut BBL-Regularien muss der Heimverein zwei Trikotsätze parat haben), die Partie begann mit reichlich Verspätung. "Wir hätten, so meine ich die Statuten zu kennen, erst gar nicht antreten müssen", sagte Schröder nach der Partie. Sein Team spielte doch - eben unter Protest.In den Basketball-Foren wurde der Protest auch von Würzburger Fans fast ausschließlich negativ aufgenommen. Der Club reagierte am Sonntag. Der Protest werde nicht weiter verfolgt, so wird Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler auf der Vereins-Homepage zitiert. "Dass wir noch vor Spielbeginn Protest eingelegt haben, war eine reine Formalie. Die Situation hatte keinerlei Einfluss auf den Ausgang des Spiels, das Trier verdient gewonnen hat."So hatte der Trierer Sieg fast historische Züge - was man Rödl auch schnell anmerkte, als der nach der Partie in dem kargen Presseraum auf die ebenso wenig erquickliche Statistik blickte und sich verwundert die Augen rieb: Auch ihm, dem Routinier, dürfte es noch nicht vorgekommen sein, mit einer Mannschaft ein Spiel ins Ziel zu bringen, die sich sage und schreibe 27 (!) Ballverluste in 40 Minuten leistet. Würzburg hatte die orangefarbene Kugel "nur" 21 Mal leichtfertig verdaddelt. Es war der einzige "Sieg" für die Mainfranken in dem für beide so ernüchternden Zahlenwerk - 34 Prozent Trefferquote aus dem Feld, nur zehn von 23 Freiwürfen verwandelt. Bucknor mit Biss

Henrik Rödl bescheinigte seinem Team einen "großen Kampfgeist", was sich am besten in den Augen von Jermaine Bucknor ablesen ließ. Der frühere Würzburger zeigte unglaublich viel Biss, er wollte diese Partie unbedingt gewinnen: Am Ende standen elf Punkte und fünf Rebounds auf dem Konto des Kanadiers, dessen Blick so auffällig zielgerichtet war - nur Andreas Seiferth (14 Punkte) hatte öfter für Trier getroffen. TBB Trier: Seiferth (14), Stewart (11), Bucknor (11), Harper (9), Linhart (6), Howell (6), Chikoko (5), Saibou (4), Doreth (3), Mönninghoff (0).Würzburg (beste Schützen): Anderson (17), McKinney (15), Little (10)Zuschauer: 3140 (ausverkauft).Meinung

Sieg mit VerzögerungDie TBB liegt nach einem Viertel der Saison weit über dem Soll. Sechs Siege, drei Niederlagen (allesamt knapp!) - damit zählt die TBB inzwischen zum Kreis der Playoff-Anwärter. Schon jetzt gab es mehr Auswärtssiege zu erleben als im vergangenen Jahr. Damals sprangen in 17 Spielen nur zwei Siege heraus. Bis zum frühen Sonntagabend war unklar, ob es ein Nachspiel geben würde. Die Würzburger hatten Protest gegen die Spielwertung eingelegt - wegen einer Trikotpanne: Wegen zu ähnlicher Farben - weiß-rot und grün-weiß - musste die Partie mit Verspätung beginnen. Dass das keine Benachteiligung für die Gastgeber bedeutet hat, sahen die Würzburger Verantwortlichen inzwischen ein und zogen den Protest zurück. Eine sinnvolle Entscheidung - die Mainfranken hätten sich sonst als schlechte Verlierer das Image ramponieren können. a.feichtner@volksfreund.de

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