Herzrhythmusstörungen bremsen Kanutin Fischer aus

Duisburg (dpa) · Es hätte das Sportler-Comeback des Jahres werden sollen - nun aber hat eine Krankheit die Olympia-Hoffnungen von Rekordkanutin Birgit Fischer wohl beendet.

Nach einer mehr als sechsjährigen Wettkampfpause ist die 50-Jährige unmittelbar vor den ersten nationalen Qualifikationsläufen für die Sommerspiele 2012 von Herzrhythmusstörungen unsanft auf ihrem Weg nach London ausgebremst worden. „Das ist kein gutes Ende für mich“, sagte Fischer am Karfreitag bei einer Pressekonferenz in Duisburg.

Zu Wochenbeginn riss der Befund ihres Hausarztes die Ikone des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) bei einem Routinecheck aus den großen London-Träumereien, am Donnerstag sagte die achtmalige Olympiasiegerin die Ausscheidungswettkämpfe schließlich ab. „Bis zuletzt war die Hoffnung da, aber jetzt ist auch die Hoffnung gestorben. Da sind bei einem Routinecheck Dinge zutage getreten, von denen ich nichts geahnt habe“, äußerte Fischer enttäuscht.

Auch eine letzte Untersuchung beim DKV-Mannschaftsarzt Wolfgang Dillmann erbrachte denselben Befund. „Es gab Herzrhythmusstörungen, die einen Start nicht zulassen“, erklärte der Mediziner. In so einem Fall könne man einen Leistungssportler „nicht aufs Wasser lassen“.

Nach der langen Auszeit hatte die Brandenburgerin seit dem Herbst hart für eine Rückkehr auf die Paddelstrecke geschuftet, um ihren Traum vom neunten Olympia-Gold im August wahr machen zu können - dem fortgeschrittenen Alter und allen Unkenrufen im Umfeld zum Trotz. Der Wettkampf in Duisburg wäre der erste Gradmesser gewesen, um die ersten Konkurrentinnen im Kampf um die wenigen Olympia-Startplätze auszustechen und sich für die Nominierung in Position zu bringen.

„Sie war wirklich super drauf, das hat man ihr angesehen“, beteuerte Verbandspräsident Thomas Konietzko und schob in Richtung Fischer nach: „Du bist die fitteste 50-Jährige, die ich je gesehen habe!“ Fischer selbst erklärte: „Ich bin so fit wie nie, fitter als 2003 und 2004.“ Und bei den Spielen in Athen 2004 war sie immerhin Olympiasiegerin geworden.

Nach zwei Babypausen und einer Laufbahnunterbrechung im Anschluss an Olympia 2000 war die frühere Vorzeige-Kanutin jeweils stark zurückgekehrt. Mehr als sechs Jahre lagen aber nie zwischen dem Ende eines Karriereabschnitts und dem nächsten Neustart.

Fischer hätte auf der Regattastrecke am Niederrhein zwar auf eigene Gefahr starten können - das wollte die 27-malige Weltmeisterin dann aber auch nicht. „Wenn zwei, drei Ärzte sagen, ich soll nicht starten, könnte ich mich zwar bockig stellen - aber ganz ehrlich: So wichtig ist das dann auch nicht“, meinte Fischer, die sich nun weiter untersuchen lassen will: „Dann wird man weitersehen.“

Ein klitzekleines Hintertürchen bleibt noch: Sollte Fischer bei der zweiten nationalen Qualifikation Ende April ebenfalls in Duisburg wieder antreten können und überragend paddeln, hätte sie noch minimale Olympia-Chancen. „Das könnte nur über eine Ausnahmeregelung gehen. Die Nominierungskriterien sehen für Quereinsteiger schon höhere Hürden vor“, sagte Bundestrainer Reiner Kießler. Ein Start sei wegen der Befunde sowieso unwahrscheinlich, ließ Fischer erkennen. Es wäre der finale Schlussstrich unter einer einzigartigen Karriere.

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