Rauswurf mit Ansage: Lozano muss gehen

Frankfurt/Main/München (dpa) · Rauswurf mit Ansage: Nach einer wochenlangen Hängepartie hat der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) die Konsequenz aus dem EM-Debakel seiner Männer gezogen und Bundestrainer Raúl Lozano den Laufpass gegeben.

Als Grund für die sofortige Trennung wurden scheinbar unüberbrückbare Differenzen mit dem Nationalteam angegeben. „Die Chemie zwischen Mannschaft und Trainer hat einfach nicht mehr gestimmt“, sagte DVV-Sportdirektor Günter Hamel der Nachrichtenagentur dpa. Über die Nachfolge des Argentiniers solle in Ruhe beraten werden, betonte Hamel. „Wir haben keine wirkliche Zeitnot.“ Bei der Vor-Qualifikation für Olympia vom 23. bis 27. November in Frankreich wird die Auswahl von Junioren-Bundestrainer Stewart Bernard und Co-Trainer Ralph Bergmann betreut.

Bei der EM im September, die das deutsche Team mit dem blamablen 15. Platz beendet hatte, waren die Risse im Verhältnis zwischen dem nur 1,63 Meter großen Volleyball-Lehrer und seinen Männern deutlich zu Tage getreten. Teile der Mannschaft forderten danach die Ablösung Lozanos und auch aus der Deutschen Volleyball-Liga (DVL) wurde der 55-Jährige hart angegangen.

Liga-Sprecher Rüdiger Hein wünscht sich „einen Nachfolger, der seine Wurzeln im deutschen Volleyball hat und die Szene und die Spieler besser kennt“. Bei der Suche bot die DVL ihre Hilfe an und verwies auf das Modell im Frauen-Nationalteam. „Dort arbeiten zwei Bundesligatrainer ganz eng mit dem Nationaltrainer zusammen und haben großen Erfolg. Das zeigt, welche Rolle die DVL übernehmen kann“, unterstrich der Liga-Vorsitzende Michael Evers.

Zuletzt in der Kritik standen auch Lozanos Verständigungsprobleme - der Ex-Coach spricht nur nur Spanisch und Italienisch. „Einen Teil der Spieler hat er nur über Dolmetscher erreicht“, sagte Hamel.

Doch zunächst hatte der Argentinier bleiben dürfen- auf Bewährung. „Wir halten am Trainer fest. Ich glaube, dass er der richtige Mann ist“, hatte DVV-Präsident Werner von Moltke gesagt. Hamel betonte vor knapp zwei Monaten mit Blick auf das anstehende Turnier in Frankreich: „Eine Ablösung macht keinen Sinn. Das Risiko ist viel zu groß.“

Nun kam aber alles anders. „Es hat sich in den vergangenen zwei Wochen verdichtet, dass das Experiment zum Scheitern verurteilt war“, erklärte Hamel. So stieß wohl auch die Entscheidung, dem Nationalteam auf dessen Wunsch einen Sportpsychologen zur Seite zu stellen, bei Lozano auf keine große Gegenliebe. „Es passt nicht in seine Philosophie“, erklärte Kapitän Björn Andrae.

Für das große Ziel Olympia 2012 zog der Verband angesichts der Differenzen nun die Reißleine. „London ist unser Hauptziel, dafür setzen wir alles ein“, hatte von Moltke schon direkt nach der EM unmissverständlich betont. Dabei ist der Sprung zu den Sommerspielen schwer genug. Vor drei Jahren in Peking - damals unter Lozanos Vorgänger Stelian Moculescu - waren die deutschen Männer erstmals seit 1972 wieder dabei. „Ich habe ein bestelltes Haus hinterlassen. Was daraus wird, weiß ich nicht“, betonte Moculescu damals bei seinem Abschied. Im Moment nicht viel mehr als ein Sanierungsfall.

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