Ein Wittlicher stößt die Kugel am weitesten

Wittlich · Im Winter hatte Michael Grüber noch überlegt, ob er 2011 überhaupt eine Wettkampfsaison bestreiten soll. Jetzt hat der 36-Jährige aus Wittlich den Titel bei den deutschen Seniorenmeisterschaften im Kugelstoßen gewonnen.

 Gold für Wittlicher Kugelstoßer: Michael Grüber vom PSV Wengerohr ist überraschend Deutscher Seniorenmeister geworden. TV-Foto: Holger Teusch

Gold für Wittlicher Kugelstoßer: Michael Grüber vom PSV Wengerohr ist überraschend Deutscher Seniorenmeister geworden. TV-Foto: Holger Teusch

Wittlich.Gut aufgeräumt ist die Wohnung des Chefs der Leichtathleten des PSV Wengerohr. Nichts deutet darauf hin, dass hier der zurzeit beste Kugelstoßer der Region lebt. Statt der erwarteten Hantelbank steht ein Trimmrad mit Blick zum Fernseher neben der Couch.
So aufgeräumt wie die Wohnung ist Michael Grüber noch nicht. Der 36-Jährige ist immer noch beeindruckt von dem Erlebnis am vergangenen Samstag.Ohne große Erwartungen war er zu den deutschen U50-Seniorenmeisterschaften nach Ahlen angereist. Im Winter hatte er noch überlegt, die Saison wegen Verletzungsproblemen auszulassen. Doch dann änderte sich innerhalb weniger Sekunden alles. Sein erster Versuch, die 7,26 Kilogramm schwere Metallkugel möglichst weit zu stoßen, endete mit einem Dämpfer: 12,17 Meter. Dann der zweite Versuch: "Ich war zwar etwas sauer, weil der erste Versuch so schlecht war. Aber niemand hatte im ersten Wurf 13 Meter übertroffen. Deshalb war ich motiviert, einen vernünftigen Versuch hinzubekommen", berichtet Grüber. Und der nächste Stoß war "vernünftig", 13,79 Meter notierten die Kampfrichter. Bestleistung, die Führung - und ein Schock für die Konkurrenz. Dass auch Grübers Kugel bei seinen verbleibenden vier Versuchen nicht mehr in die Nähe der 13-Meter-Linie kam, war egal. Niemand stieß weiter.
Der deutsche Seniorenmeistertitel ist der Höhepunkt in Grübers langer Leichtathletik-Karriere. Er zeigt seine erste Urkunde, datiert auf den 12. September 1982. Ein Waldlauf in Bremm. Der junge Sportler war vielseitig. Ganz im Sinne seines Vaters Matthias, der lange Jahre der PSV-Leichtathletikabteilung vorstand und dessen Amt der Sohn 2005 übernahm. Zuerst unter Willi Heck, später unter den Fittichen seines Vaters lernte Michael Grüber die ganze Vielfalt der olympischen Kernsportart kennen. "Es gibt nicht viel, was ich nicht ausprobiert habe. Ich habe sogar mal einen Werferzehnkampf gemacht. Beim Hammerwurf bin ich aber fast so weit geflogen, wie der Hammer", sagt Grüber lachend.
Eine richtige Spezialdisziplin hatte er als Jugendlicher nicht. Am besten war er im Weitsprung. Als 16-Jähriger sprang er 6,32 Meter. Dann stoppte ihn ein Muskelfaserriss im Oberschenkel. Grüber kam nie wieder an diese Weite heran.
Leichtathletik treu geblieben


Der Leichtathletik blieb er aber treu. Nicht zuletzt wegen der Trainingsgruppe beim PSV. Deren Philosophie: Breiten- und Leistungssport für jedes Alter. Neben den Schülern trainiert dreimal wöchentlich eine bunte Truppe. Der Jüngste ist 13, der Älteste über 70. Das funktioniert, versichert der Oberkommissar bei der Wasserschutzpolizei: "Es gibt einen Plan, aber der wird alters- und leistungsmäßig angepasst."
Jetzt muss er auch den Sommer durch trainieren. Erstmals ist er für die Polizei-DM nominiert. "Ich werde wohl auch im Sommer in den Kraftraum marschieren", sagt Grüber. Aber das Trimmrad wird er nicht gegen eine Hantelbank austauschen.

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