Radsport: Mit dem Renn-Dreirad nach London?

Oberweis · Seit einem Jahr trainiert Markus Land auf einem Dreirad, um sich für die Paralympischen Spiele in London 2012 zu qualifizieren. Mit neuem Trainer und Material hofft er auf eine Chance.

 Markus Land aus Oberweis (Sechster von rechts) will versuchen, sich für die Paralympischen Spiele 2012 in London zu qualifizieren. TV-Foto: Holger Teusch

Markus Land aus Oberweis (Sechster von rechts) will versuchen, sich für die Paralympischen Spiele 2012 in London zu qualifizieren. TV-Foto: Holger Teusch

Oberweis. Markus Lands olympischer Traum hat drei Räder. Und wenn es den Ingenieuren des Dreirad-Herstellers Pfau-Tec in den kommenden Monaten gelingt, die Kinderkrankheiten des neuen Renn-Dreirads auszumerzen, kann Land zwei dieser Räder durch Muskelkraft antreiben. Ende Oktober testete Land, der seit Geburt an Cerebralparese, gemeinhin Spastik genannt, leidet, mit anderen Handicap-Sportlern einen Prototypen des neuen Dreirads. "Der Vorderbau war noch nicht das Nonplusultra. Aber es ging darum, ob das Material den Belastungen standhält", erklärt der 36-Jährige.
Hoffen auf ein neues Rad


Bisher fuhr Land mit einem Rad, bei dem nur das linke Hinterrad angetrieben wurde. "Beim Europacup in Prag hat mich das den zweiten Platz gekostet", sagt Land. Er wollte einen Berg im Stehen hochfahren. Durch die Gewichtsverlagerung drehte das Antriebsrad durch. Land blieb stehen. "Und bis man im Berg wieder Schwung aufgenommen, ist das Rennen gelaufen", erklärt Land, der sich für seine Radsportstarts dem Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportverein (BPRSV) in Cottbus angeschlossen hat, aber weiterhin Mitglied seines Heimatvereins SV Oberweis ist. Land hofft, dass es dem deutschen Hersteller gelingt, ein konkurrenzfähiges Renn-Dreirad mit Differentialgetriebe zu bauen. "In der Weltspitze wird nur so etwas gefahren", erzählt er. Doch die Deutschen mussten das Material bisher teuer in England einkaufen. Der deutsche Prototyp ist bisher drei Kilogramm zu schwer.
Dieser Nachteil würde sich mit Training kaum wettmachen lassen. Doch auch physisch erhofft sich Land Leistungssteigerungen. Seit einigen Wochen trainiert er nach den Plänen von Christof Weiß. Die Betreuung durch den Sportwissenschaftler, der unter anderem Radprofi Fabian Wegmann (ehemals beim Team Gerolsteiner) unter seinen Fittichen hat, wurde möglich, weil mit Blick auf London 2012 der Olympiastützpunkt Cottbus finanziell besser ausgestattet wurde.
Trotzdem: Er sei reiner Amateur, betont Land. Durch das Engagement des BPRSV und zweier lokaler Sponsoren müsse er finanziell zumindest nicht drauflegen. Seine Arbeit bei der Bitburg-Prümer Kreisverwaltung, die ihm für Trainingslager und Rennen Sonderurlaub gewährt, habe Priorität. Für den Traum von der Paralympics-Teilnahme investiert der Oberweiser nicht nur nach Feierabend seine Freizeit, sondern auch seinen Urlaub. "Ich halte es für schwierig, aber nicht für ausgeschlossen, in London mit dabei zu sein", sagt er und ergänzt: "Auch wenn es nichts werden sollte, war es sportlich ein tolles Jahr mit Wettkämpfen quer durch Europa."
Extra

Durch Sauerstoffmangel bei der Geburt ist Markus Lands Muskelkontraktion gestört. Alltägliche Bewegungen wie Gehen, über die Nichtbehinderte nicht nachdenken, fordern von Land hohe Konzentration. Er muss seine Muskeln bewusst einsetzen. Trotzdem wirkt der Bewegungsablauf unrund.

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