Die Heuschrecke beißt auf hoher See

Trier · Smutjes, Klabautermänner, schöne Piratinnen und fünf Stunden Karneval auf sehr hohem Niveau: Unter dem Motto "Schiff a Heu" feiert die KG Heuschreck ihre Premierengala mit 650 ausgelassenen Gästen in der Europahalle.

Trier. Geschichten der Seefahrt gehen sehr oft traurig aus. Kapitän Ahab hetzt Moby Dick, die Titanic rammt den Eisberg, ein indischer Junge teilt sich ein Rettungsboot mit einem ausgewachsenen bengalischen Tiger. Tod und Tragödien zuhauf - doch die KG Heuschreck stört das nicht. Sie macht aus dem Thema ein Programm, mit dem sie ihr Publikum bis an den Rand der Hysterie begeistert.
Dazu reichen fünf Bütten völlig aus, begleitet von sehr starken Auftritten der Kindergarde, der Heuschreckgarde und des Heuschreckballetts, Zwischenspielen von Knallern wie der Pratzbähnt aus Irsch und den beliebten Schmähgesängen des Heuschreckchors. Klasse: seine Version von "Tage wie diese" von den Toten Hosen.
Fünfmal Spaß aus der Bütt


Bütt Nummer eins - Köchin und Smutje - ist eine Überraschung. Andrea Ley, sei Jahren bei der KG Heuschreck dabei, hat einen neuen Partner. Multi-Musikus Jakob Leonardy als unverschämter Smutje punktet mit Witz und Esprit. Sein Beitrag tut der Bühnenveteranin Ley gut.
Danach kommt Heuschreck-Präsident Harald Reusch als Klabautermann. Wie immer arbeitet er ohne darstellerische Mimik und Gestik, wandert nur langsam von einer Seite der Bühne zur anderen und torpediert dabei die große Politik - frei sprechend und ohne Skript. "Angela Merkel ist nicht auf der Welt, um so zu sein, wie die Männer sie gerne hätten." Wohl wahr.
Rainer Lübeck ist eine Art karnevalistisches Gesamtkunstwerk. Er braucht keine Politsatire, sondern bewegt sich als Mann von der Küstenwache souverän im Bereich der Vulgärkomik. Jede Bewegung und Körperhaltung passt. Lübeck muss nur leicht schief stehend ins Publikum grinsen, und die Leute lachen bereits.
Bütt Nummer vier ist seit fünf Jahren eine feste Institution bei Triers ältester und größter Karnevalsgesellschaft. Der 1925 verstorbene Trierer Schalk und Privatier Franz Weissebach verkündet in Reimform, was ihm im vergangenen Jahr missfallen hat, wenn er aus dem Jenseits auf seine Stadt blickte. "Im Stadtvorstand, es ist zum Brechen, da herrscht ein Hauen nur und Stechen." TV-Redakteur Dieter Lintz präsentiert seine Figur wie immer mit spürbar großem Genuss und zielsicher treffenden Pointen.
Helmut Leiendecker übernimmt die fünfte Bütt und lässt das Publikum als Piratendoktor mit seiner wie immer geradezu dadaistischen Darbietung in Trierer Platt ausrasten, bevor er zusammen mit der Bloas zum Tanz auf den Tischen aufspielt.
Zur Zweiten der vier Heuschreck-Sitzungen in der Europahalle werden am kommenden Samstag übrigens SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer und CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner erwartet.
volksfreund.de/karneval
Die Mitwirkenden: Andrea Ley und Jakob Leonardy, Harald Reusch, Rainer Lübeck, Dieter Lintz, Helmut Leiendecker, Alexander Houben (Sitzungspräsident und Moderator), die Pratzbähnt, die Mehringer Winzerkapelle, die Heuschreck-Kindergarde , der Heuschreckchor (Leitung Stephan May), die Leiendecker-Bloas, Heuschreckgarde und Heuschreckballett (Leitung Reveriano Camil).
Extra

"Doch kriegt der Demokrat, der Freie, am Ende auch nichts auf die Reihe." Dieter Lintz als Franz Weissebach über den Trierer Kultur- und Wirtschaftsdezernenten Thomas Egger (FDP)

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