Wenn es im Schädel dröhnt

Kopfschmerzen werden zur Volksplage: Nach einer Umfrage der Krankenkasse DAK war jeder zweite Deutsche im letzten halben Jahr betroffen. Jede sechste Frau leidet an Migräne. Zu den Ursachen können Stress und Leistungsdruck gehören.

 Ganz vorn auf der Leidens-Rangliste: der Kopfschmerz. Foto: dpa

Ganz vorn auf der Leidens-Rangliste: der Kopfschmerz. Foto: dpa

Mainz. Der Krankenstand in Rheinland-Pfalz sinkt weiter und hat laut DAK-Gesundheitsreport 2006 mit 3,2 Prozent den niedrigsten Wert seit 1997 erreicht (bundesweit: 3,0 Prozent). Gleichzeitig zeigen Gesundheitsdaten und eine bundesweite Umfrage der Krankenkasse, dass Kopfschmerz und Migräne inzwischen nach Rückenschmerzen Platz zwei in der Leidens-Rangliste belegen und teilweise epidemischen Charakter haben. Dabei sind zunehmend auch junge Menschen bis Mitte 20 betroffen. Eine Erhebung an 34 Mainzer Schulen zeigte, dass sogar fünf bis zehn Prozent der Kinder über Kopfschmerzen klagen. Tendenz steigend. Als mögliche Ursache wurden Leistungsdruck, Terminstress, hohe Erwartungen der Eltern und Familienkonflikte von den Betroffenen genannt. Kopfschmerzen sind oft als "gelbe Flagge" ein Warnsignal für den Gesundheitszustand, warnt Markus Bassler vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Werden sie chronisch, können sich daraus Belastungsreaktionen, psychische Störungen oder depressive Erkrankungen entwickeln. Die ständige Selbstbehandlung mit Schmerzmitteln birgt ein großes Risiko: Bei bis zu 15 Prozent der Patienten wird davon ausgegangen, dass die übermäßige Medikamenteneinnahme selbst zu Dauer-Kopfschmerzen führt. Basslers Rat: An maximal zehn Tagen im Monat Schmerzmittel einnehmen. Allgemein fordert der Mediziner mehr Aufklärung und einen offenen Umgang mit dem Leiden, das durch viele Ursachen von Stress über genetische Veranlagung bis zu Reaktionen auf verschiedenste Substanzen ausgelöst werden kann. Migräne und Kopfschmerzen kommen auch die Volkswirtschaft teurer. Zwar halten sich die Ausfalltage in Grenzen, allerdings ist die Leistungsfähigkeit erheblich eingeschränkt, sodass die Schäden bundesweit auf 2,3 Milliarden Euro geschätzt werden. Wichtig ist nach Überzeugung der Experten vor allem, dass Kopfschmerzerkrankungen ernst genommen werden - von Betroffenen und Ärzten. Patienten können ein Schmerztagebuch führen und versuchen, auslösende Faktoren wie Belastungen oder Alkohol zu identifizieren. Vorbeugen können Ausdauer-Sportarten, Muskelentspannungs-Übungen und eine Umstellung auf diätetische Ernährung.

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