Boote passen nicht ins Flugzeug

900 Ruderer aus fünf Nationen in mehr als 200 Booten kamen zur von der Rudergesellschaft Zeltingen und dem Bernkasteler Ruderverein organisierten Traditionsregatta "Um den grünen Moselpokal".

Bernkastel-Kues. Ein Boot reiht sich ans andere. Skulls und Riemen - fälschlicherweise oft als "Ruder" bezeichnet - stehen gut sortiert in speziellen Halterungen. Sportler bereiten sich am Moselufer auf und ab joggend auf ihren Wettkampf vor. Wenn die Moselanlagen in Bernkastel-Kues zum Bootsplatz umfunktioniert werden, ist wieder Regattatag. 900 Ruderer mit ihren Betreuern tummeln sich in der Doppelstadt. Die Ruder-Regatta "Um den grünen Moselpokal" ist zum Saisonabschluss das beliebteste Rennen auf der Mosel.Aus ganz Deutschland, Belgien, den Niederlanden, England und Irland kommen die Teilnehmer. "Wenn wir mehr Boote zum Ausleihen hätten, kämen noch mehr Ruderer aus Irland und Großbritannien", ist sich Stefan Schömann-Finck sicher. Über den Flughafen Hahn erkunden am letzten Septemberwochenende zwar Sportler von den Britischen Inseln, wo der Rudersport traditionell einen hohen Stellenwert hat, die Mosel. Ihr eigenes, sperriges Sportgerät können sie allerdings nicht im Flugzeug transportieren.Das begrenzt die Anzahl der über den Hahn einreisenden Sportler. Trotzdem herrscht am Moselufer ein Sprachengewirr. Mit Englisch kommt man auf jeden Fall weiter. Um aber als Steuermann ein Boot zu lenken und Anweisungen zu geben, sollte auch der Ruderjargon der Fremdsprache beherrscht werden. Deshalb sitzt Matthias Schömann-Finck im Heck des Achters des Athone Boat Club aus Mittelirland und gibt die Kommandos. Als zweimaliger Vizeweltmeister hat der 28-Jährige Erfahrung auf internationaler Ebene gesammelt.Von den Steuerseilen geht es für Matthias Schömann-Finck direkt an die Skulls zum Duell mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Jost, mit dem er die Vizeweltmeisterschaft im deutschen Leichtgewichtsachter gewann. Eine Woche zuvor hatte Jost ihn bei einem Einer-Rennen geschlagen. Und auch diesmal behält der Jüngere die Nase vorn. Bei einer Renndauer von 15 Minuten sind 2,4 Sekunden aber ein minimaler Abstand. Vor allem, weil bei den Rennen "Um den grünen Moselpokal" nicht unmittelbar gegen die Konkurrenz gerudert wird. Die Boote werden im Minutenabstand allein auf die Strecke geschickt.Spagat zwischen Breiten- und Leistungssport

In diesem Jahr ist nicht nur die lange Wettkampfstrecke, sondern auch die Mosel selbst eine Herausforderung. "Die Strömung ist sehr stark", erklärt Marlene Schömann-Finck, die zusammen mit Thomas Ruf die Organisationsleitung innehat. Auf der zweiten Hälfte geht es gegen die Strömung und diesmal auch gegen auffrischenden Wind. Für die Junioren des Ruderverbands Rheinland gilt die Bernkastel-Kueser Regatta außerdem als Sichtungsrennen. "Hier werden schon die Boote für 2008 zusammengestellt", erklärt Marlene Schömann-Finck. Eines dieser Sichtungsrennen gewinnen Valentin Bogner und Michael Hellbach vom RC Traben-Trarbach im B-Junioren-Doppelzweier. Bogner gewinnt außerdem das Einer-Rennen der 15- bis 16-Jährigen.Die Tagesbestzeit erzielt in 13:38,8 Minuten nicht ein Achter, sondern der Vierer ohne Steuermann mit dem Schömann-Finck-Brüdern, Sebastian Daufer und Simon Schiml (beide Mainz). Den großen Weinpreis der Stadt Bernkastel-Kues erhält allerdings eine Renngemeinschaft der Rudervereine Ingelheim und Erkner - im so genannten "Gig Doppelvierer mit Steuermann". Das Boot wird von Hobbysportlern gerne benutzt. So zeigt sich, dass die Regatta "Um den grünen Moselpokal" den Spagat zwischen Breiten- und Leistungssport schafft.

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