Es ist golden, glänzt und riecht gut

TRIER. Bei einer Allensbach-Umfrage zur Bedeutung des Weihnachtsfestes für Menschen in Deutschland gaben im Dezember letzten Jahres 79 Prozent der Befragten an, es sei für sie ein besonderes Familienfest. Welche Vorstellungen Menschen aus Trier und Umgebung mit Weihnachten verbinden oder was unbedingt für sie dazugehört, haben einige von ihnen dem TV verraten.

"Weihnachten ist für mich ein Familienfest", sagt die 23-jährige Studentin Lena Hutsch. Damit gehört sie zu den 82 Prozent der jungen Singles, die sich bei einer Allensbach-Umfrage im letzten Jahr ebenso äußerten. Lena kommt aus Lippstadt und wird auf jeden Fall das Fest zu Hause feiern. Dabei ist ihr der traditionelle, seit Kindertagen gepflegte Ablauf wichtig: "Wir schmücken erst zusammen den Baum. Dann gehen wir Kinder in die Kirche, die Eltern bereiten das Essen vor. Anschließend ist Bescherung, und dann sitzen wir gemütlich zusammen und erzählen." Tannenbaum ganz wichtig

Ganz ähnliche Vorstellungen hat auch Jutta Streit aus Zemmer, allerdings als Mutter, die das Fest für die Familie organisiert: "Ich bin da ganz altmodisch: Ich brauche einen Tannenbaum, die Messe, etwas Gutes zu essen und die Familie um mich herum." Dass ein gemeinsam geschmückter Tannenbaum unbedingt dazu gehört, betonen auch die Jugendlichen Maximilian (12), Tina (14) und Marc (11), noch bevor sie an Geschenke denken. Marc findet: "Er muss schön geschmückt sein, weil doch der Geburtstag von Jesus gefeiert wird." Die religiöse Bedeutung des Festes hatten im letzten Jahr 50 Prozent der Deutschen im Blick. Guido Strauß (47), Vater dreier Kinder aus Kernscheid, meint aber: "Weihnachten hat sich verändert. Heute ist doch alles nur noch Vermarktung und Konsum. Das ist nervig und lenkt vom ursprünglichen Sinn ab." Schön seien eigentlich nur die Festtage selbst, wenn er zusammen mit der Familie so traditionell wie möglich feiere. Aber auch dann sei er noch innerlich gestresst von der Zeit davor - so, wie 27 Prozent der Deutschen. Seine Tochter Sarah (20) denkt an die Auswirkungen des kommerziellen Rummels auf Kinder: "Die werden desillusioniert, können keine geheimnisvolle Vorstellung vom Weihnachtsmann mehr haben, und ihre Ansprüche wachsen mit der ganzen Werbeflut." Weihnachten sei ein großes Theaterstück, das man für die Kinder inszeniere, meint der dreifache Vater Christoph Friedrich (43). "Aber das Spiel verankert religiöses Bewusstsein, deshalb sollte man das Theater ernst nehmen." Für Angelika Schmid, Sängerin und Schauspielerin in Trier, ist Weihnachten im wahrsten Sinne des Wortes Theater, denn Auftritte zum Fest haben sie bisher häufig vom Feiern mit der Familie abgehalten. "Ich bin ein puristischer Mensch und kann es nicht leiden, wenn Weihnachten nur fürs Schleifchen gemacht wird. Nur wem es was bedeutet, der sollte feiern", sagt die Frau, die, wenn sie Gelegenheit dazu hätte, spirituelle Einkehr suchen würde. Als Weihnachtsdeko reicht ihr eine einzige Glaskugel neben einer vertrockneten Hortensienblüte. Damit würde sich Thomas Brausch, Geschäftsführer von Interbook, nie zufrieden geben: "Weihnachten ist golden, silbern, glänzt und riecht gut", meint er. "Ich entdecke dann immer die kitschige Ecke in meinem Herzen." Für ihn gehört unbedingt ein bunter Tannenbaum dazu, um den die Familie zusammensitzt und selbst Gebackenes verzehrt. "Und die Krippe, ohne die geht es nicht", ergänzt seine Frau Kordula. Was die Rituale so wertvoll macht? Auch dafür hat Brausch eine Antwort: "Damit wird ein Stück Kindheit und auch Tradition im Herzen bewahrt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort