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Etwa zehn Meter nach oben hat die 36-jährige Michaela Panse bereits bewältigt: "Nicht mit den Armen ziehen, du musst die Beine benutzen, um dich nach oben zu drücken!", ruft Trainer Volker Winter seiner Schülerin zu.

Der Klettergarten in Igel fordert von den Kletterschülern nicht nur Konzentration, sondern auch Ausdauer. Das weiß auch der 40-jährige Trainer Volker Winter, der seit 1993 die Kletterschule "Run Out" betreibt. Ein Kurs soll fünf Teilnehmern Grundkenntnisse vermitteln. Bedacht, aber zielstrebig klettert Michaela Panse dem "Gipfel" entgegen, rund 20 Meter oberhalb des Ausgangspunkts. Von oben hat man einen guten Blick über das Moseltal, doch für Menschen mit Höhenangst erzeugt der Blick in die Tiefe vor allem eines: Angst. Ein Absturz endet dank des Sicherungsseils, in das alle Kletterer eingehakt sind, zwar nicht tödlich, ist aber auch nicht angenehm. Zumindest steht am Fuß der Steilwand stets ein Sicherungspartner. "Der Sturz sollte beim Klettern immer nur eine sportliche Niederlage sein", sagt Winter. Vom "Free Solo"-Klettern, also alleine und ohne Sicherung, hält er wenig. Zehn Minuten später hat es Michaela Panse geschafft, vorsichtig seilt sie sich ab. "Zwischendurch dachte ich: ,Jetzt geht nichts mehr', aber manchmal findet man dann doch noch einen kleinen Vorsprung im Fels, der ausreichend Halt gibt." Ihre ersten Erfahrungen machte sie an einer Kletterwand in der Halle, mit einer richtigen Tour an einer Felswand sei das aber nicht zu vergleichen. "Dort gibt es immer vorgegebene Griffpunkte, am Felsen muss man die erst einmal selbst finden", sagt sie. "Vor allem Selbstverantwortung und der Respekt vor der Natur sind beim Klettern entscheidend", erklärt Winter. Neben der Fähigkeit, sich selbst und sein Ziel einschätzen zu können, sei auch der sportliche Ehrgeiz wichtig. Wer sich als Anfänger für den Nervenkitzel des Sportkletterns interessiert, hat mehrere Anlaufstellen: Neben den privaten Kletterschulen ist vor allem der bundesweit organisierte Alpenverein gefragt, in Trier und Umgebung zählt er rund 1400 Mitglieder. "Neben Sportklettern und Wandertouren bieten wir auch Hochtouren und Alpinklettern an", sagt Fachübungsleiter Elmar Böckler. Für Anfänger und Fortgeschrittene werden Kurse in den umliegenden Klettergärten angeboten. Neben einer Grundausbildung können ambitionierte Bergsportler auch Zusatzausbildungen machen und sich auf Touren in den Alpen vorbereiten. "Klettern ist auf jeden Fall eine der aufstrebenden Trendsportarten, in der Region Trier umfasst die Szene etwa 300 Sportler", weiß Böckler. Eine Grundausrüstung umfasst den Sicherungsgurt, Karabinerhaken, Seile, spezielle Kletterschuhe mit glatter Sohle, einen Helm und sonstiges Zubehör. Der Klettergarten in Igel ist dabei eine bevorzugte Adresse - es gibt aber auch vergleichbare Anlagen in Gerolstein, Luxemburg und Kastel/Staad. Auch Kletterwände, etwa in der Arena Trier, eignen sich für erste Erfahrungen mit der Sportart. "Vor allem für Kinder und Jugendliche ist das eine gute Erfahrung - denn es geht nicht nur um die Überprüfung des eigenen Könnens, sondern auch um verantwortungsvolles Handeln und um Partnerschaft", erklärt Gudrun Reichstein. Sie leitet die Kinderklettergruppe des Alpenvereins und führt die Sieben- bis Zwölfjährigen ans Klettern heran.An der 20 Meter hohen Felswand in Igel hat sich nach Manuela Panse Gerhard Koch ins Seil eingeklinkt. Die Klettermethode heißt "Toprope" - ein Sicherheitsseil ist am Fels fixiert. Im Gegensatz dazu steht der "Vorstieg", das teilweise ungesicherte Klettern, bei dem das Sicherungsseil an den Haken im Fels eingeklinkt werden muss. "Die Gefahr beim Vorstieg ist etwas höher, denn die einzelnen Haken sind rund drei Höhenmeter auseinander. Dazwischen ist man nicht ausreichend gesichert", erklärt Winter. Die gegenseitige Sicherung ist für die Grundausbildung zentral. "Es gibt hunderte Knoten, aber mit nur fünf kann man den Everest besteigen", sagt Winter grinsend. Für ihn sollte die Technik möglichst simpel sein, damit man sie in gefährlichen Situationen noch sicher und schnell beherrscht. Klettern ist immer mit Nervenkitzel und Spannung verbunden. Dabei ist die Suche nach den eigenen Grenzen immer wieder eine spannende Herausforderung - nicht nur für Anfänger. Informationen: www.alpenverein-trier.de, Übersicht über Kletterschulen in der Umgebung auf www.trier.de/tourismus/freizeit/klettern.htmKim-Björn Becker

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