Interview mit Bülent Ceylan

„Verpiss Dich, Schneewittchen!“ heißt Dein erster Film, der 2017 in die Kinos kommt. Worauf dürfen wir uns freuen? BC: Der Film ist schon gedreht und kommt am 21. September 2017 in die Kinos. Ich wollte schon lange einen Kinofilm drehen, bisher hat mir aber kein Drehbuch gefallen. Bei „Verpiss Dich, Schneewittchen!“ ist das anders: der Film ist zwar sehr lustig, hat aber auch emotionale und ernste Momente, das war mir sehr wichtig. Die Dreharbeiten haben viel Spaß gemacht, waren aber auch viel Arbeit, es waren auch einige Nachtdrehs dabei. Ich hab dafür extra ein Schauspiel-Coaching gemacht und bin sehr gespannt, wie die Zuschauer auf den Film reagieren werden.

Worum geht es denn in den Film?
BC: Der von mir gespielte Sammy arbeitet im Hamam, will aber eigentlich Rockstar werden. Dafür muss er eine Band zusammenstellen. So findet sich eine bunte Chaostruppe, die bis zum Finale eine emotionale Achterbahnfahrt erlebt, auf die wir die Zuschauer mitnehmen wollen. Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen, es ist ja mein erster Auftritt als Schauspieler in dieser Form.

Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Auftritt überhaupt erinnern?
BC: Meine ersten Auftritte waren Parodien auf Boris Becker und Helmut Kohl in meiner Schule in der Oberstufe des Ludwig-Frank-Gymnasiums in Mannheim. Natürlich war ich sehr aufgeregt, aber meine Darstellung kam gut an, vor allem bei den Mädchen der Schule. Das war für mich ein wichtiger Motivationsschub. Auch mein erster öffentlicher Auftritt, außerhalb der Schule, hat mir Mut gemacht. Da war ich zu Gast in der Show des Kabarettisten Frederic Hormuth in Mannheim. Damals war ich auch schon als Musiker aktiv: bei der Band "Maine" bin ich als Sänger im Schottenrock aufgetreten.
[Anmerkung der Redaktion: Zum Zeitpunkt unseres Telefon-Interviews sitzt Bülent auf dem Beifahrersitz eines Autos, am Steuer saß sein Fahrer, der Libanese Ali. Während Bülent die Frage beantwortet, wird Ali von der Polizei angehalten. Das Auto stoppt, die getönten Scheiben werden runtergefahren, der verdutzte Polizist erkennt Bülent Ceylan auf dem Beifahrersitz. Bülent scherzt: "Sie müssen jetzt mein Interview bezahlen!" Der Polizist entschuldigt sich, wünscht gute Weiterfahrt und lobt: "Schönes Auto!"]

Was rätst Du denn Nachwuchs-Comedians, die auch so erfolgreich werden wollen wie Du - worauf kommt es an?
BC: Du musst Dich dazu berufen fühlen, auf der Bühne zu stehen und die Leute zum Lachen zu bringen. Der Humor muss von Herzen kommen, das spüren die Zuschauer. Für größeren Erfolg ist aber zusätzlich noch viel Erfahrung nötig. Denn es reicht nicht nur witzig zu sein. Um ein großes Publikum für sich zu gewinnen, muss man einiges beachten: zum Beispiel aktuelle Themen so verständlich und lustig rüberzubringen, dass jeder sich darin wiederfinden und darüber lachen kann. Man muss auch spontan sein, live auf Stimmungen und Zwischenrufe im Publikum reagieren können und vieles mehr. Ich habe zehn Jahre Übung gebraucht, um dahin zu kommen, wo ich heute bin. Ohne tiefe Leidenschaft für diese Form von Unterhaltung hätte ich die Anfangszeit sicher nicht durchgehalten.

Heute bist Du einer der erfolgreichsten deutschen Comedians - hast Du überhaupt noch Ziele für Deine berufliche Zukunft?
BC: Ich bin schon glücklich, wenn ich die Leute auch in Zukunft weiter zum Lachen bringen kann. Außerdem werde ich Kinderlieder in Heavy-Metal-Versionen aufnehmen. Nächstes Jahr wird es außerdem eine Neuauflage der Bülent Ceylan Show im TV geben. Vielleicht gestalte ich auch mal eine Show in englischer Sprache für internationales Publikum, so wie Michael Mittermeier das auch schon gemacht hat. Aber zurzeit habe ich dafür einfach noch zu viele andere Projekte am Start.

Du wirbst für die Stiftung Lesen im Fernsehen - welche Bücher haben Dich selbst besonders geprägt?
BC: Es gibt einige Bücher, die mir sehr gut gefallen haben. Sponten fallen mir "Ziemlich beste Freunde" von Philippe Pozzo di Borgo und "Das Leben ist schön" von Roberto Benigni und Vincenzo Cerami ein. Toll fand ich auch "Musashi" von Yoshikawa Eiji, der aus dem Leben eines Samuraikriegers erzählt, es geht um den bedeutendsten Schwertritter im Japan des 17. Jahrhunderts. Deshalb bin ich manchmal bei den Auftritten auch wie ein Samurai geschminkt, ich brauche das für den Adrenalinstoß in dem Moment, wenn ich auf die Bühne rausgehe.

"Kronk" heißt Dein neues Programm - welche Promis bräuchten dringend ein neues Gehirn?
BC: Donald Trump natürlich. Aber auch AfD- und Pegida-Anhänger, Nazis und alle anderen Fanatiker könnten ein neues Gehirn richtig gut gebrauchen. Falls zu wenige Gehirne zur Transplantation zur Verfügung stünden, könnten die Apotheken vielleicht zumindest mit der Verabreichung von Integrationstabletten den Schwachsinn lindern…

Du hast am 8. Dezember wieder einen Auftritt in Saarbrücken. Die Saarländer…
BC: …sind einfach das geilste Publikum überhaupt! Saarbrücken geht so ab, da fühle ich mich fast schon wie zu Hause in Mannheim. Genau wie wir Monnemer seid Ihr bodenständig, geradeaus und warmherzig, die Saarbrücker sind fast noch warmherziger als die Mannheimer. Deshalb hab ich auch entschieden, dass bei der Übertragung von "Kronk" auf RTL die Show aus der Saarlandhalle zu sehen ist. Wir haben sogar extra die Bühne der Saarlandhalle für unser Bühnenbild umgebaut und es sind richtig tolle Bilder entstanden. Das Publikum ist einfach brutalst. Danke, Saarbrücken!

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