Abbild des schönen Mannes - Die Narzisse

Bochum (dpa/tmn) · Die goldgelben oder weißen Narzissen sind mit die beliebtesten Boten des Frühlings. Die strahlend gelben oder weißen Blumen gehören zu Ostern einfach dazu - und sie verbreiten rechtzeitig zur Eierjagd einen herrlichen Duft im Garten.

 Die Narzissensorte 'Bridal Crown' hat cremefarbene gefüllte und stark duftende Blüten. Foto: Andrea Warnecke

Die Narzissensorte 'Bridal Crown' hat cremefarbene gefüllte und stark duftende Blüten. Foto: Andrea Warnecke

Der Jüngling Narziss war eitel. Er ergötzte sich an seinem Spiegelbild - und verliebte sich in sich selbst, erzählte der römische Dichter Ovid in seinen „Metamorphosen“. Unglücklich darüber, dass Narziss sich selbst nicht lieben konnte, starb er. Seine Leiche verschwand, aber zurück blieb die Narzisse. Die Beschreibung der Blume entspricht der Dichternarzisse (Narcissus poeticus), die im Frühling intensiven Duft in die Gärten bringt.

Die Narzissen stammen von der Iberischen Halbinsel, sagt Armin Jagel, Vorstandsmitglied im Botanischen Verein Bochum. „Hier kommen die allermeisten der etwa 60 Wildarten vor.“ Die typische Blüte ist rundlich aufgebaut. „Das Besondere ist die Nebenkrone“, sagt Jagel. Eine Tulpe habe sechs einzelne Blütenblätter. „Bei der Narzisse sind es auch sechs, aber sie sind miteinander verwachsen. Im Zentrum steht eine breite oder schmale Röhre, die Nebenkrone heißt.“

In Deutschland sind laut Jagels zwei Arten heimisch. „Die Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) wächst beispielsweise in der Eifel, wo man sie einfach nur Osterglocke nennt.“ In den westlichen Alpen kommt die Stern-Narzisse (Narcissus radiiflorus, Syn. N. poeticus subsp. radiiflorus) wild vor. Beide Arten gelten als gefährdet oder stark gefährdet. „Narzissen, die man in Gärten und im Blumencenter findet, sind Sorten, die durch Hybridisierung der genannten Arten mit weiteren Arten aus dem Mittelmeerraum entstanden sind“, sagt Jagel.

Es gebe rund 24 000 verschiedene Sorten. Allerdings findet man nur etwa 50 Sorten tatsächlich im Handel. Das Farbspektrum variiert von Weiß über Gelb bis Lachsrosa, wobei der äußere Kranz und Nebenkrone unterschiedlich gefärbt sein können.

Der natürliche Standort der Gelben Narzisse gibt Rückschlüsse auf den optimalen Platz im Garten. „Auf Wiesen, die im Frühjahr nass sind, fühlen sich viele Narzissen wohl“, sagt Katharina Adams, Präsidentin der Gesellschaft der Staudenfreunde (GdS) in Ettenheim (Baden-Württemberg). „Das ist anders als bei den meisten Zwiebelpflanzen.“ Sie rät, Tulpen und Narzissen nicht zusammenzupflanzen. „Ideal ist beispielsweise ein nasser Rasen.“

Wichtig sei eine gut versorgte, im Frühjahr frische Erde. „Zwischen Wiesenstauden fühlen sich die Narzissen sehr wohl“, erläutert die Buchautorin. Für halbschattige Waldbereiche empfiehlt sie Narzissen als Unterpflanzung von Rhododendren. „Gerade mit Hosta kann man die Frühlingsblüher gut verbinden, da das gelb werdende Laub von den großen Blättern der Funkien verdeckt wird.“

Zu den Polsterstauden im Steingarten passen die kleineren Arten. Auch Sorten, an denen Arten aus dem Mittelmeerraum beteiligt sind, vertragen nach Angaben von Jagel besser lockere Böden mit einem guten Wasserabzug, da sie sonst leicht faulen können.

Sehr weit verbreitet ist die Sorte 'Tête-à-tête' mit kleinen gelben Blüten. „Sie heißt so, weil oft zwei Blüten an einem Stängel zusammenstehen - also Kopf an Kopf“, erläutert Jagel. Sie gedeiht nicht nur im Garten, sondern auch auf der Fensterbank. An diesem Standort kommt seit einigen Jahren die Sorte 'Bridal Crown' mit cremefarbenen gefüllten und stark duftenden Blüten gut an.

Sollen Narzissen in Gefäße auf Balkon und Terrasse kommen, rät Jagel zu Vorsicht: „Die Zwiebeln vieler Sorten und Arten scheinen mir sehr frostempfindlich.“ Im Boden sitzen sie so tief, dass sie vor Kälte geschützt sind. Im Topf frieren die Zwiebeln aber leicht durch und verfaulen nach dem Auftauen. Es empfiehlt sich daher, die Narzissen für Kübel im Freien erst im Frühjahr vorgetrieben zu kaufen. Nach der Blüte können sie in den Garten ausgepflanzt werden. Sie brauchen meist ein bis zwei Jahre, bis sie wieder üppig blühen.

Literatur:

 Sehr verbreitet ist die Narzissensorte 'Tête-à-tête'. Sie heißt so, weil oft zwei Blüten an einem Stängel zusammenstehen - also Kopf an Kopf. Foto: Andrea Warnecke

Sehr verbreitet ist die Narzissensorte 'Tête-à-tête'. Sie heißt so, weil oft zwei Blüten an einem Stängel zusammenstehen - also Kopf an Kopf. Foto: Andrea Warnecke

 Eine Dichternarzisse (hier die Narcissus poeticus 'Actaea') soll übrig geblieben sein, als der Jüngling Narziss starb - schreibt der römische Dichter Ovid. Foto: Marion Nickig

Eine Dichternarzisse (hier die Narcissus poeticus 'Actaea') soll übrig geblieben sein, als der Jüngling Narziss starb - schreibt der römische Dichter Ovid. Foto: Marion Nickig

Katharina Adams: Krokus, Tulpe, Lilie & Co: Die schönsten Zwiebelblumen und ihre Pflege, Blv Buchverlag, 2010, 127 S., 9,95 Euro, ISBN-13: 978-3835407114

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