Der nette Killer von nebenan

Der Serienkiller als dämonischer Antagonist ist ein alter Vertrauter jedes Splatterfans. Jason Vorhees metzelt in Freitag der 13., Michael Myers schnetzelt in Halloween, Dr. Hannibal Lecter gibt den kultivierten Kannibalen in Das Schweigen der Lämmer. Die menschlichen Seiten dieser Mordmaschinen lernt der entsetzte Zuschauer nie kennen. Wie denn auch, es gibt ja keine. Das soll sich ändern, dachten die Macher von Dexter und präsentieren dem Publikum in mittlerweile fünf Staffeln den netten Schlächter von nebenan.



Ein netter Killer, der trotz aller Nettigkeit dennoch ein Killer bleibt - klappt das? Offenbar. Hauptdarsteller Michael C. Hall (Six Feet Under) spielt seit 2006 den Forensiker Dexter Morgan, der tagsüber für das Miami Police Department arbeitet und nachts mit Vorliebe seinem düsteren Zwang nachgeht. Dexter Morgan tötet Menschen. Dabei geht er nicht wahllos vor, sondern konzentriert sich mit all seinem Geschick und seiner Cleverness auf die Mörder, die sich einer Strafe durch die Justiz entziehen konnten. Diesen strikten Code, nur diejenigen zu töten, die es verdienen, erbte Dexter von seinem nicht minder gestörten Adoptiv-Vater Harry (James Remar, Sex and the City).

Harry erkannte schon früh, welches düstere und grausame Potential in seinem traumatisierten Sohn steckt. Denn Dexter musste als Kleinkind ein furchtbares Verbrechen mitansehen, das ihn bis ins Erwachsenenalter verfolgt. In der Regel gelingt es ihm, sich an Harrys Code zu halten. Doch eben nicht immer. Misstrauische Kollegen, seine Familie, eine psychopathische Verehrerin und Menschen mit ähnlichen Abgründen drohen immer wieder, das mühsam versteckte Doppelleben auffliegen zu lassen.

Für die Besetzung der Hauptrolle des netten Blood Guys von nebenan, waren vor Drehbeginn neben Michael C. Hall auch Branchengrößen wie Ben Stiller, Charlie Sheen oder Sean Penn im Gespräch. Schließlich entschieden sich die Macher für den gebürtigen US-Amerikaner Hall, der für diese Rolle mit zahlreichen Preisen wie dem Saturn Award (Bester Schauspieler TV-Serie, 2007), dem Satellite Award (Bester Darsteller TV-Serie, Drama, 2007) und dem Golden Globe (Bester Schauspieler TV-Serie, Drama, 2010) ausgezeichnet wurde.

Neben Hall warten die Macher von Dexter mit weiteren Preisträgern auf. Der Schauspieler, Sänger und Oscar-Preisträger Keith Carradine (Deadwood) spielt Frank Lundy, einen knallharten und hochintelligenten FBI Special Agent, der mehrmals kurz davor ist, Dexters blutigen Machenschaften auf die Schliche zu kommen. Zum Verhängnis wird Frank Lundy ein weiterer Preisträger. John Lithgow (How I met your mother) gewann für seine Rolle des grausamen Serienmörders Trinity Killer in der vierten Dexter-Staffel 2010 einen Emmy und einen Golden Globe Award. Für seinen 12. Emmy wurde der US-Amerikaner Jimmy Smits, Darsteller des Bezirksstaatsanwalts Migel Prado in der dritten Staffel, 2009 nominiert. In Prado findet Dexter zunächst einen Verbündeten, dann einen Freund und schließlich einen erbitterten Gegner, der Dexters Code missachtet und aus rein persönlichen Interessen Selbstjustiz übt.

All das klingt komplex, macht aber wirklch großen Spaß. Der psychotische Killer als Privatperson ist ein gelungener Ausbruch aus verstaubten Denkmustern im Horrorgenre und außerdem großartiges Schauspielerkino. Die ersten vier Staffeln der Serie hat Paramount bereits als DVD und messerscharfe (sorry, das Wortspiel musste jetzt sein) Blu ray Edition präsentiert, die Fünfte folgt am 4. Oktober. Jörg Pistorius

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