Die Suche nach der Wahrheit

Die Bekenntnisse eines Serienmörders - ein Musiktheaterabend für Barockorchester, zwei Soprane und einen Schauspieler. Michael Sturmingers "The Infernal Comedy", derzeit auf Welttournee, gastierte am Dienstag in der Philharmonie Luxemburg.

Basis der Inszenierung: das Leben von Jack Unterweger, 1950 in Österreich geboren, strangulierte er 1974 eine 18-Jährige und wurde während seiner Haft zum Gefängnispoeten. 1990 als resozialisiert entlassen, tötete er weitere elf Frauen. Für neun der Morde wurde er 1994 verurteilt und erhängte sich noch in der Nacht.

Man stelle sich vor: Dieser Mann veröffentlicht postum seine Biografie und gibt als Toter eine Lesung - höchstlebendig und faszinierend dargestellt von Schauspieler John Malkovich. Auf Englisch - mit österreichischem Akzent - verspricht Malkovich als Unterweger dem Publikum die ganze Wahrheit über sich, den Serienmörder. Ihm vom Verleger zur Seite gestellt: zwei Soprane (Bernarda Bobro, Aleksandra Zamojska) plus Orchester (Wiener Akademie; Leitung: Martin Haselböck). Mit viel Witz vermittelt sich Unterweger dem Publikum zunächst als Frauenversteher, dann immer mehr als eiskalter Mörder ("Ich bin lieber ein Killer als ein Niemand").

Die Rekapitulation seines Lebens wird zu einer verzweifelten Suche nach der Wahrheit, die er jedoch zu Lebzeiten so sehr selbst erfunden hat, dass sogar das Internet nur seine Lügen wiedergibt. So steht am Ende die Erkenntnis, dass er die Wahrheit nicht liefern kann - und seine Biografie deshalb ein Buch mit leeren Seiten ist. Verena Schüller

Kurzkritik: John Malkovich in Luxemburg

Die Suche nach der Wahrheit

Die Bekenntnisse eines Serienmörders - ein Musiktheaterabend für Barockorchester, zwei Soprane und einen Schauspieler. Michael Sturmingers "The Infernal Comedy", derzeit auf Welttournee, gastierte am Dienstag in der Philharmonie Luxemburg. Basis der Inszenierung: das Leben von Jack Unterweger, 1950 in Österreich geboren, strangulierte er 1974 eine 18-Jährige und wurde während seiner Haft zum Gefängnispoeten. 1990 als resozialisiert entlassen, tötete er weitere elf Frauen. Für neun der Morde wurde er 1994 verurteilt und erhängte sich noch in der Nacht. Man stelle sich vor: Dieser Mann veröffentlicht postum seine Biografie und gibt als Toter eine Lesung - höchstlebendig und faszinierend dargestellt von Schauspieler John Malkovich. Auf Englisch - mit österreichischem Akzent - verspricht Malkovich als Unterweger dem Publikum die ganze Wahrheit über sich, den Serienmörder. Ihm vom Verleger zur Seite gestellt: zwei Soprane (Bernarda Bobro, Aleksandra Zamojska) plus Orchester (Wiener Akademie; Leitung: Martin Haselböck). Mit viel Witz vermittelt sich Unterweger dem Publikum zunächst als Frauenversteher, dann immer mehr als eiskalter Mörder ("Ich bin lieber ein Killer als ein Niemand"). Die Rekapitulation seines Lebens wird zu einer verzweifelten Suche nach der Wahrheit, die er jedoch zu Lebzeiten so sehr selbst erfunden hat, dass sogar das Internet nur seine Lügen wiedergibt. So steht am Ende die Erkenntnis, dass er die Wahrheit nicht liefern kann - und seine Biografie deshalb ein Buch mit leeren Seiten ist. Verena Schüller

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