Köstlicher Leseabend mit Schweizer Weltenbummler

Schon lange hieß es "ausverkauft" für die Lesung mit Martin Suter, der beim Eifel-Literatur-Festival in Bitburg zu Gast war. Gut 300 Zuhörer erlebten den erfolgreichen Schriftsteller als bescheidenen Mann mit feinsinnigem Humor.

 Nahm sich nach der Lesung gerne Zeit zum Signieren: Der Schweizer Autor Martin Suter las beim Eifel-Literatur-Festival im Haus Beda in Bitburg. TV-Foto: Stefanie Glandien

Nahm sich nach der Lesung gerne Zeit zum Signieren: Der Schweizer Autor Martin Suter las beim Eifel-Literatur-Festival im Haus Beda in Bitburg. TV-Foto: Stefanie Glandien

Bitburg. Für die einen schreibt er gut verdauliche Strandlektüre, für Josef Zierden, Vater des Eifel-Literatur-Festivals, ist er das Gewissen der Schweiz, Verfasser "literarischer Drei-Sterne-Menüs". Aus welchem Grund man seine Bücher liest, kann Suter letztlich egal sein. Dass sie gelesen werden, beweisen seine internationalen Erfolge. Suter selbst bleibt gelassen: "Das Gewissen der Schweiz - dieser Anzug ist mir etwas zu groß", sagt er, aber: "Ich war immer ein politischer Mensch. Ich habe in 15 Jahren 750 Kolumnen über die Geschäftswelt geschrieben." Er möchte mit seiner Literatur vor allem unterhalten. Wenn jemand darüber hinaus noch was "mitnehmen kann", dann freue er sich.

Politisiert wird am Abend aber nicht, denn der 61-Jährige hat seinen Bestseller "Der Koch" mitgebracht, aus dem er mit einer für die Schweizer typischen Bedächtigkeit vorliest. Hauptperson ist ein Tamile, der zusammen mit seiner Kollegin Liebesmenüs kocht. Ebenso Thema des Romans sind der Bürgerkrieg in Sri Lanka und die weltweite Finanzkrise. Suter, früher Werbetexter und Creative Direktor einer Werbeagentur, entspricht in seinem dunklen Anzug, brauner Krawatte und seinem dunklen, zurückgegelten Haar eher dem Klischee des erfolgreichen Managers, denn dem eines in Ibiza und Guatemala lebenden Autors. Immer wieder blitzt sein Humor durch, zum Beispiel, wenn er die Gäste eines Spitzenrestaurants beschreibt. Zitat: "Sonst saßen da: ein Autoimporteur, ein Inhaber einer Werbeagentur und ein nicht ganz freiwillig abgetretener Bankpräsident, alle mit ihren großen, dünnen, blonden zweiten Frauen."

In einem von Festivalorganisator Josef Zierden moderierten Gespräch verrät der Autor, dass er seine Geschichten sehr genau plane, "weil man bekanntlich nicht ankommt, wenn man nicht weiß, wohin man will". Sogar das Ende jedes Buchs denkt er sich vorab aus. Denn er finde es ärgerlich, wenn er ein Buch lese, wo der Autor manchmal selbst nicht zu wissen scheint, wie es weitergehen soll. Wie er an seine Ideen komme, möchte jemand aus dem Publikum wissen. Suter antwortet: "Ich setze mich an einen Tisch und sage: `So, jetzt haben wir eine Idee, und die habe er dann auch. "Wissen Sie, ich war eines der beliebten Kinder, dessen Aufsätze immer vor der Klasse vorgelesen wurden", verrät er abschließend auf die Frage, warum er Schriftsteller geworden sei.

Weiter geht es mit dem Eifel-Literatur-Festival am Freitag, 14. Mai, 20 Uhr in Monschau mit Sarah Kuttner. Tickets gibt es in den Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.

Weitere Infos unter www.eifel-literatur-festival.de

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