Ein nicht wieder gutzumachender Schaden

Ryanair verspielt das Vertrauen der Kunden.

 Bernd Wientjes

Bernd Wientjes

Foto: Klaus Kimmling

Wenn es noch eines Beweises bedurft hat, dass die irische Fluggesellschaft Ryanair auf dem Rücken der Kunden spart und deren Interessen mit Füßen tritt, dann ist er spätestens jetzt erbracht. Von einem Tag auf den anderen streichen die Iren mal kurzerhand über 2000 Flüge und nehmen billigend in Kauf , dass Passagiere irgendwo stranden, weil ihr gebuchter Flug ausfällt. Und als wäre das nicht genug, verkauft der Billigflieger seine Kunden auch noch für dumm.

Zunächst versucht Ryanair das Ganze mit der Absicht zu erklären, mit einer Reduzierung der Flüge wieder pünktlicher zu werden. Weil man also - auf Teufel komm raus und um den Gewinn noch weiter zu steigern - den Sommerflugplan ausgeweitet hat und alle rund 400 Boeings ständig im Einsatz sind, kommt es nach der kruden Ryanair-Logik zu Verspätungen. Was gar nicht stimmt - die Flüge sind in den vergangenen Monaten nicht unpünktlicher gewesen als zuvor. Und um wieder pünktlicher zu werden, reduziert man einfach die Flüge.

Als man in der Dubliner Unternehmenszentrale gemerkt hat, dass die Kunden diese Begründung nicht schlucken, schob man eine noch abenteuerlichere hinterher. Man habe die Urlaubsplanung der Piloten vermasselt und die Crews nun quasi zwangsweise in Urlaub geschickt, behauptete Ryanair-Boss Michael O'Leary auch am Montag noch. Das würde also bedeuten, dass der Fluggesellschaft am Freitag aufgefallen ist: Upps, unsere Piloten haben ihren Jahresurlaub noch nicht nehmen können, dann müssen sie das jetzt aber sofort nachholen.

Viel wahrscheinlicher als auch diese Erklärung ist, dass die Flugausfälle mit den immer wieder kritisierten Arbeitsbedingungen der Piloten und des Kabinenpersonals zu tun haben. Denn ausgerechnet einen Tag nachdem der Europäische Gerichtshof in Luxemburg klagenden Ryanair-Mitarbeitern erlaubt hat, gegen ihren Arbeitgeber in den Ländern vor Gericht zu gehen, in denen sie stationiert sind - und nicht in dem arbeitsrechtlich liberaleren Heimatland der Fluggesellschaft - , verkünden die Iren die Flugstreichungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Ryanair aus Protest gegen unliebsame Entscheidungen wie ein bockiges Kind reagiert und mit einem Abzug von Flugzeugen oder dem Streichen von Verbindungen droht.

Die Ankündigung von über 2000 Flugausfällen ist allerdings ein Marketing-Super-Gau. Der Imageverlust für Ryanair, dessen Ruf ja ohnehin schon arg ramponiert ist, ist nicht wieder gutzumachen. Mit dieser Aktion verschrecken die Iren auch noch die Kunden, die ihnen bislang treu die Stange gehalten haben. Und es zeigt sich erneut: Geiz ist nicht immer geil. b.wientjes@volksfreund.de

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