Gesundheit

Zum Artikel "Gefangen im eigenen Kopf" (TV vom 8. Juli):

In einem Artikel über Waschzwang, Kontrollzwang und Ordnungszwang zu berichten, ist gut und wichtig. Der Untertitel allerdings löst Kopfschütteln aus - zumindest bei den Fachleuten. Hier heißt es: "Solche Störungen können bei früher Diagnose gut therapiert werden." Das Gegenteil ist der Fall! Zwangstörungen gehören zu den am schlechtesten therapierbaren Störungen, und die Differentialdiagnostik ist besonders anspruchsvoll, weil differenziert werden muss zwischen einem neurotischen Symptom und einer larvierenden Schutzfunktion bei Vorliegen einer Psychose. Auch die im Artikel der angeblich gut zu behandelnden Erkrankung aufgeführten Fallbeispiele zeigen die ganze Bandbreite der nahezu therapieresistenten Phänomene, und auch hier ist der Verdacht auf eine höhergradige psychotische Erkrankung naheliegend. Alles in allem also sollte in Zukunft eine differenzierte Betrachtung auch in "unserem" Volksfreund Berücksichtigung finden und nicht versucht werden, unreflektiert ungerechtfertigt Hoffnungen zu machen. Weniger die frühe als die richtige Diagnose ist wichtig. Dr. Joachim Faude, Chefarzt der Psychosomatik am Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich

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