Kochen, putzen, saugen

Zum Artikel "Wo Mann das Sagen und Frau das Nachsehen hat" (TV vom 6. November):

Als ich den Artikel las, ergriff mich sofort das schlechte Gewissen. Nun fand ich nichts, was ich gegen die Gleichberechtigung unternommen hätte - auch der weibliche Teil meiner Familie bestätigte mir, dass das auf mich nicht zutreffe. Ich könne kochen, putzen, staubsaugen. Auch sei ich an der Finanzkrise - sie wurde ausschließlich von Männern verursacht - schuldlos.

Es ist gut, wenn Frauen beruflich oder politisch tätig sind. Gar manche ist da besser als ein Mann, zum Beispiel wurde die hessische SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti von drei mutigen Frauen ausgebremst, während sich die Männer da vornehm zurückhielten. Allerdings hat eine Karriere auch ihren Preis, nicht nur für Frauen. Auch Kinder werden oft Opfer von Vaters oder Mutters Karriere. Es gibt aber auch Väter, die ihrer Familie zuliebe auf eine weitere Karriere verzichten, und Mütter, die ihren Beruf aufgeben, um einer abwechslungsreichen Tätigkeit als "Familien-Managerin" nachzugehen und auch noch ein Ehrenamt übernehmen. Das kann mehr Freude bereiten als das manchmal doch enge Korsett eines Berufes.

Die These, dass in Familien, in denen die Frau nicht beruflich arbeitet, der "Mann das Sagen und die Frau das Nachsehen hat", ist unrealistisch. Sie trifft nur selten zu und dient lediglich einigen Berufs-Emanzen dazu, ihre Ideologie zu rechtfertigen. In einer guten Partnerschaft beruht das Zusammenleben nicht auf dem Prinzip von "Befehl und Gehorsam", sondern auf gegenseitiger Achtung, Absprache und Gleichberechtigung. Einzelheiten sollte man den Partnern überlassen.

Ernst Hanrath, Bruch

gleichberechtigung

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