politik

Zum Artikel "Ex-Lehrer unterrichten Flüchtlinge" (TV vom 5. Januar):

Statt Ex-Lehrer im Ehrenamt braucht das Land Junglehrer mit Planstellen! 115 pensionierte Lehrer sollen ehrenamtlich Deutschunterricht für Flüchtlingskinder anbieten, teilt das Bildungsministerium mit. Was von der Ministerin als Erfolg angepriesen wird, lehnen circa 95 Prozent der angeschriebenen Pensionäre ab. Sie tun dies nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus guten Gründen. Die Bildungsarbeit in den Schulen - ohne oder besonders auch mit Migrationshintergrund - ist gemäß Landesbeamtengesetz eine hoheitliche, hauptamtliche Aufgabe. Die Kinder sollten es uns wert sein, daran auch nichts zu ändern. Nach Erwartungshaltung der Landesregierung sollen pensionierte Lehrkräfte freiwillig ihre Dienstleistungen bis zu einem Drittel einer Vollzeitlehrkraft einbringen und auf eine Entlohnung verzichten. Im Gegensatz zu Ärzten und Beamten sowie Pensionären aus anderen Ministerien, die aufgrund der Notsituation in der Flüchtlingsbetreuung hauptamtlich eingesetzt und finanziell honoriert werden, hat die Leistung dieser Lehrkräfte offensichtlich finanziell keinen Gegenwert verdient. Dabei stehen im Land genügend gut ausgebildete Junglehrer zur Verfügung. Als ehemaliger Leiter eines Studienseminars habe ich bei Feiern zur Verleihung der Zeugnisse über die zweite Staatsprüfung immer wieder in strahlende Gesichter wegen des erreichten Ausbildungserfolgs, aber auch in traurige Augen angesichts der unsicheren beruflichen Perspektive und persönlichen Lebensplanung sehen müssen. Mit Blick auf Hunderte dieser für die Herausforderungen in den Schulen besonders qualifizierten jungen Lehrkräfte ohne Festanstellung kann man wohl von einem Glücksfall sprechen, dass 95 Prozent der angeschriebenen pensionierten Lehrkräfte die Initiative der Bildungsministerin abgelehnt haben, um Einstellungschancen dieser jungen Lehrkräfte nicht zu verbauen und allen Kindern, insbesondere den Flüchtlingskindern, die Lernbegleitung ermöglichen zu helfen, die sie für ihre Persönlichkeitsentwicklung benötigen. Wolfgang Schwarz, Konz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort