Chris de Burgh beim Open Air in Trier Ein bescheidener Popstar der alten Schule

Trier · Die zweieinhalb Stunden Spielzeit vergehen wie im Flug. Popstar Chris de Burgh gibt seinen Fans zum Auftakt der Openair-Konzertreihe im Trierer Amphitheater, wofür sie ihn verehren.

 Lässt seine Fans ganz nah an sich heran: Chris de Burgh im Trierer Amphitheater.

Lässt seine Fans ganz nah an sich heran: Chris de Burgh im Trierer Amphitheater.

Foto: TV/Clemens Sarholz

Es ist heiß und schwül im Amphitheater. Marschmusik ertönt aus den Lautsprechern. Ein Blick in die Gesichter des Publikums verrät, dass nur wenige überrascht sind von einer solch unpassend-prunkvollen Ankündigung des kleinen Mannes Chris de Burgh. Es sind eingefleischte Fans, die seine Show kennen. Die große Ankündigung weicht dem tatsächlichen Auftreten des Popstars. Ohne viel Brimborium schreitet er, in dunkler Stoffhose, blauem Hemd und dunkler Jacke, lässig gekleidet, auf die Bühne, hängt sich gemächlich seine Gitarre um und performt sein erstes Lied.

Eine Ballade, „The road to freedom“. Es geht um die Gefühle, eines alten Mannes, der seinem Sohn nachtrauert, der gegangen ist, um für die Freiheit zu kämpfen. Zumindest für die vermeintliche Freiheit. An den Begriff scheint der Alte nicht zu glauben. Es geht um Krieg im Allgemeinen und seine Sinnlosigkeit.

Krieg ist in seinem Liederinventar ein ständig wiederkehrendes Motiv. Jedoch wirkt es nicht, als ging es ihm um Alarmismus, darum, andere wachzurütteln, er nimmt keine Polit-Platten mit Dauerschleifen auf. Er sieht lediglich Dinge, die falsch laufen auf der Welt, sie berühren ihn und er verarbeitet sie in seinen Liedern. So singt er im Lied „Boarderline“ mit unverkennbarem Timbre vom Falklandkrieg zwischen Großbritannien und Argentinien im Jahre 1982. Das Lied ist stets ein Vorbote von fließenden Tränen und Applaus im Stehen. So auch im Amphitheater.

In den Weinbergen und in den Büschen hinter den Zäunen des Amphitheaters haben sich zahlreiche Menschen versammelt. Vielleicht haben sie nicht das Geld, um sich eine Karte zu kaufen, oder sie haben keine Plätze mehr nebeneinander  bekommen. Mit 1900 Gästen war das Konzert annähernd ausverkauft. Die Sitzplätze waren komplett ausverkauft, im hinteren Stehplatzbereich war noch ein wenig Luft.

Wie auch immer. Deren Kulisse ist so schön wie die der zahlenden Hörer. Aber die Akustik ist vermutlich nicht so gut. Bald erhebt sich der fast volle Mond in der malerischen Landschaft und gibt dem Abend eine romantische Atmosphäre. Für seine unermüdlich gefühlvolle Stimme und seine Gabe, Geschichten zu erzählen, haben seine Fans ihn berühmt und reich gemacht. Auch wenn die Stimme mit knapp 70 Jahren irgendwann mal nachlassen muss, so fällt ihm das Wechselspiel zwischen Brust- und Kopfstimme nicht schwer. Meistens trifft er die Töne, und selbst wenn er es nicht tut, ist das egal. Denn sein Publikum verzeiht ihm alles. Er scheint zufrieden zu sein. So angenehm und geschmackvoll nämlich wie seine Lieder, wirkt auch, was er nicht spielt und singt.

Die Pause zwischen den Liedern reichert er mit geistreichen Anekdoten und Ansagen an. Er sei am Morgen durch Trier gelaufen und habe sich die Porta Nigra und eine schöne Statue angesehen. „Da war ein Mädchen, die wollte ein Foto machen“, sagt er. „Ich sagte: „Ja klar“ und legte meinen Arm um sie.“ Beim Erzählen gestikuliert er, legt seinen Arm um eine imaginäre Person. „Da war sie ein bisschen verdutzt und zeigte auf ihre Freundin.“ Seine Worte untermauert er mit verwirrten Blicken. „Ich sollte von den beiden ein Foto machen“, erzählt er mit irischem Charme und einem verlegenem Grinsen auf dem Gesicht. Das Foto habe er natürlich gemacht.

So natürlich, wie er sich in seinen Erzählungen gibt, so natürlich ist er auch, wenn er bei seinem berühmten Stück „Lady in Red“ die Nähe zum Publikum sucht und einen Spaziergang durchs Amphitheater macht, sich knipsen lässt, während er singt, sich von Fans umarmen lässt, ihnen die Hand auf die Schulter legt und ihnen warm und freundschaftlich in die Augen blickt.

Es scheint, als sei er auf dem Boden geblieben und eine bescheidene Seele, trotz der etwa 200 Gold- und Platinawards, die sich in seinem Trophäenschrank wiederfinden und über 50 Millionen verkauften Platten. Chris de Burgh lieferte ein schönes Konzert im Amphitheater und gibt seinen Fans, wofür sie ihn lieben. Nach wie vor und vermutlich so lange er noch singen kann. Ein bescheidener Popstar der alten Schule.

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