Klein-London im Wallis: Verbier ist very british

Verbier (dpa/tmn) · Von wegen, die Engländer haben kein vernünftiges Skigebiet. Sie haben sogar ein grandioses! Es liegt nur nicht in Großbritannien, sondern in der Schweiz.

Der Wintersportort der Briten liegt außerhalb ihrer Landesgrenzen, nämlich im Schweizer Kanton Wallis. Er heißt Verbier und ist very british. Vielen kommt das Chaletdorf auf einem 1500 Meter hohen Sonnenplateau rund 70 Kilometer östlich des Genfer Sees vor wie „Klein-London“.

Fast jeder spricht perfekt Englisch. Ältere Gentlemen treffen sich auf einen Whisky im Club, ihre Frauen zum High Tea im Café. Das junge Publikum bevölkert derweil bis spät in die Nacht stylische Lounge-Bars, die es ähnlich eingerichtet auch an der Themse gibt. Rund 20 Prozent der ständigen Einwohner Verbiers sind Engländer. Und fast jeder dritte Gast kommt aus Großbritannien.

„Die Engländer sind weit gereist und wissen, wo es schön ist“, meint Ski- und Bergführer Christophe Gay-Crosier. Mit seinen Gästen verlässt Christophe die Pisten, wann immer es die Schneelage zulässt. „Nicht etwa, weil die Pisten nicht gut wären“, betont Christophe. Ganz im Gegenteil. Verbier bietet durch seine Einbindung in den Viertälerverbund unendlich viele Pisten und dank seiner Höhenlage optimale Schneeverhältnisse.

Berühmt aber ist Verbier in Skifahrerkreisen als Eldorado der Freerider. Aus der ganzen Welt kommen Sportler in die Westschweizer Alpen, um unberührte Tiefschneehänge zu durchpflügen und auf Skitouren die Erhabenheit der Alpen abseits des Pistenrummels zu erleben.

„Eine besonders schöne und für viele Gäste leicht zu bewältigende Tour ist die hinauf auf den St. Bernhard-Pass“, erzählt Christophe beim Mittagessen auf der urigen „La Marlénaz“-Hütte oberhalb von Verbier. Mit Tourenski steigt man zunächst bis zum Hospiz auf. Dort isst man abends zusammen mit den Mönchen und übernachtet im Kloster. „Das ist auch für Nicht-Gläubige ein sehr eindrucksvolles Erlebnis“, sagt Christophe.

Nach dem Frühstück fahren die Ski-Tourengeher durch die unberührte Berglandschaft wieder hinunter ins Tal nach Verbier. Einst marschierten hier Julius Caesar und Napoleon mit ihren Armeen durch.

Zwischen den Gipfeln Attelas und La Chaux finden Genussskifahrer die richtigen Pisten für entspannte Schwünge bis hinunter nach Verbier.

Bei der Abfahrt ins Tal fällt der Blick auf das „Chalet d'Adrien“. Das einzige Fünfsternehotel des Ortes ist in der ganzen Schweiz bekannt, weil Besitzerin Brigitte de Turckheim ihre Liebe zu Stoff-Teddybären hemmungslos auslebt. Neben den Hunderten Bären bleibt den Gästen meist auch die hervorragende Küche des Gourmet-Restaurants „La Table d'Adrien“ in Erinnerung.

Selbstverständlich befindet sich auch dieses in einem Chalet. Strenge Bauvorschriften lassen gar keinen anderen Baustil zu. Auch nicht bei neuen Großprojekten wie dem Hotel- und Appartementkomplex „Le Trois Rocs“ direkt an der Talstation der Médran-Gondelbahn. Die klotzige Gondelstation aus Beton, Glas und Stahl ist eine der sehr wenigen Bausünden in Verbier. Zum Glück ist sie oft genug von Schnee verdeckt.

Anreise: Mit dem Auto geht es auf der Autobahn A9/E62 bis Martigny. Die nächsten Flughäfen sind Sion, Genf und Zürich.

Währung: Ein Schweizer Franken entspricht rund 0,80 Euro.

Informationen:

- Verbier Tourismus, Carrefour Central 2, CP 300, CH - 1936 Verbier, Telefon: 0041/27/775 38 88

- Schweiz Tourismus, Rossmarkt 23, 60311 Frankfurt, Telefon: 00800/10 02 00 30

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