Argumente frei Haus

Der größte Streik im öffentlichen Dienst weitet sich aus. 38,5 statt 40 Stunden Arbeitszeit lautet der Schlachtruf von Verdi. Da ist es wohl kein Zufall, wenn die Bundesregierung ein glasklares Signal in die andere Richtung sendet.

Die Bundesbeamten arbeiten bereits 40 Stunden in der Woche. Nun sollen sie eine Stunde länger ran. Das ist für sich genommen nicht verwerflich. In Nordrhein-Westfalen kommen die Landesbediensteten mittlerweile auf 41 Stunden. In Thüringen gilt für Staatsdiener gar eine 42-Stunden-Woche. Die Gründe sind überall die gleichen: Der öffentlichen Hand fehlt schlicht das Geld, um großzügige Arbeitszeiten und üppige Sonderkonditionen weiterhin zu finanzieren. Ob das Bundeskabinett klug beraten war, die neuerliche Zumutung gerade jetzt zu verkünden, darf allerdings bezweifelt werden. Bei Schwarz-Rot hat man nämlich auch gleich ausgerechnet, was die Verlängerung der Arbeitszeit an Einsparungen bringt. Die Operation summiert sich auf eine halbe Milliarde Euro pro Jahr. Das geht aber nur, wenn tausende Stellen wegfallen. Genau das hat Verdi schon immer befürchtet. Der Dienstleistungsgewerkschaft geht es nicht um jene plakativen 18 Minuten, die die Angestellten im öffentlichen Dienst pro Tag länger machen sollen. Kern ihrer Empörung ist der politisch verschleierte Abbau von Arbeitsplätzen. Die große Koalition hat den Streikenden dafür jetzt die Argumente frei Haus geliefert. Bsirske & Co. können sich bestärkt fühlen. Der Arbeitskampf wird weiter eskalieren. nachrichten.red@volksfreund.de

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