Auf dem Abstellgleis

Während halb Deutschland sich über die Bemerkung von Bundespräsident Horst Köhler zu den Unterschieden zwischen Ost und West echauffiert, kann sich die Region Trier schon einmal darauf einstellen, wie es ist, wenn ein ganzer Landstrich abgekoppelt wird.

Seit mehr als einem Jahrzehnt warten die Bürger an Mosel, Sauer und Saar auf den Ausbau der Bahnstrecke nach Luxemburg. Nun ist das Ansinnen der Region kein Hirngespinst, sondern vielmehr ein Versprechen, dass der Bund dem Land schon Anfang der 90er Jahre gab. Schließlich wurde damals die neue ICE-Strecke rechts-rheinisch gebaut, die Köln mit dem Rhein-Main-Gebiet verbindet. Als "Gegenleistung" sollte Rheinland-Pfalz den zügigen Ausbau der Strecke Mainz-Koblenz-Trier-Luxemburg erhalten. Doch wie das so ist mit politischen Versprechen: Während zwischen Köln und Rhein-Main die Züge längst im Eiltempo verkehren, holpert bei Konz der Zug nach Luxemburg noch immer im Schritt-Tempo über die Brücke. Das stinkt nun auch den Luxemburgern ganz gewaltig, schließlich haben sie für viele Millionen ihr Schienennetz ausgebaut, warten sie jetzt sehnsüchtig auf den versprochenen Ausbau nach Trier. Inzwischen behilft man sich im Großherzogtum mit einer Schnellbusverbindung. Sinnigerweise geht die nicht nach Trier, sondern nach Saarbrücken. Denn die saarländische Landeshauptstadt hat einen ICE-Anschluss. Wenn dann ab 2007 Luxemburg über den TGV an das französische Schnellbahnnetz angebunden ist, steht den beiden Regionen bahntechnisch gesehen die Welt offen. Nur Trier bleibt weiter abgekoppelt: eine politisch gewollte Sackgasse - mitten im Herzen von Europa. h.waschbuesch@volksfreund.de

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