Beck: Ring wird sich nicht selbst tragen

Mainz · Regierungschef Kurt Beck hat gestern eingeräumt, bei der Entwicklung des Nürburgrings Fehler gemacht zu haben. Dennoch verteidigt er die Politik des Landes.

 Kurt Beck. TV-Foto: Archiv, Kimmling

Kurt Beck. TV-Foto: Archiv, Kimmling

Mainz. "Mein Optimismus ist nicht aufgebraucht", versicherte Beck im Interview mit der Rhein-Zeitung.
Das Land Rheinland-Pfalz hat viel öffentliches Geld am Nürburgring investiert, um nachhaltig Arbeitsplätze zu schaffen. Die Realität sieht deutlich frostiger aus. Die Betreiber haben noch keinen Euro Pacht überwiesen. Sie gehen aggressiv mit dem Land um, entlassen Mitarbeiter. Ist ihr Optimismus aufgebraucht?

Kurt Beck: Es macht Sinn, den Nürburgring zu fördern, um der strukturschwachen Eifelregion wirtschaftliche Impulse zu geben. Mein Optimismus ist nicht aufgebraucht, dass dieses Engagement in den nächsten Jahren positiv gesehen wird. Zu den laufenden Verhandlungen kann ich mich nicht äußern. Aber wir werden Entscheidungen treffen und einen vernünftigen Weg gehen. Dass man den Nürburgring heute kleiner bauen würde und dass es diese ärgerliche Geschichte mit der fehlgeschlagenen Fremdfinanzierung gab, steht außer Streit.

Aber es muss doch einen Sozialdemokraten schmerzen, wenn am Nürburgring Arbeitsplätze vernichtet werden, die durch öffentliches Geld ermöglicht wurden?

Beck:
Sie werden ja nicht vernichtet. Es wird jetzt ein Teil der Arbeitsplätze in Frage gestellt, die neu geschaffen wurden. Aber natürlich schmerzt mich das. Deswegen engagiert sich die Landesregierung vor Ort und verhandelt intensiv mit allen Seiten. Die Ergebnisse werden wir am Ende bewerten.

Der damalige Finanzminister Ingolf Deubel hat offenkundig eine falsche Form der Finanzierung befürwortet. Hat der damalige Wirtschaftsminister Hendrik Hering auch die falschen Pächter gebracht?

Beck: Das kann man so nicht sagen. Der Pachtvertrag ist in Ordnung. Ob er auch wirklich eingehalten wird, das weiß man vorher nie. Das Land hat eine gute rechtliche Position, was die Interessen der Regierung angeht.
Welches Vertrauen haben Sie noch zu den Betreibern?

Beck:
Darüber möchte ich mitten in den Verhandlungen nicht reden. Es ist sicher nicht hilfreich, sich öffentlich die Reputation abzusprechen. Was die andere Seite ja tut. Dem Land hat sie, so glaube ich, keine Reputation abgesprochen. Aber wie auch immer: Wenn einer Scheiben einwirft, muss der andere es ja nicht auch tun.

Was erwarten Sie vom Runden Tisch am Nürburgring?

Beck:
Die Region muss stärker eingebunden werden. Die Pächter hatten zugesagt, das zu tun. Es scheint mir nicht ausreichend gelungen. Ob es ausreichend versucht wurde, lasse ich jetzt mal offen. Daher wählen wir diesen neuen Ansatz. Bei allem, was wir am Nürburgring tun, geht es um Infrastrukturpolitik. Einen Freizeitpark hätte man sonst nie in einer dünn besiedelten Region angesiedelt. Alle Ausbaumaßnahmen - etwa die Formel-1-Strecke - wurden früher zu 100 Prozent vom Land finanziert. Man kann jetzt nicht erwarten, dass sich der gesamte Nürburgring plötzlich selber trägt. Das tut er auch in Zukunft nicht. Aber natürlich wollen wir einen möglichst großen wirtschaftlichen Erfolg.

Glauben Sie noch daran, dass die 330-Millionen-Euro-Investition, die in den Freizeit- und Geschäftspark geflossen ist, für den Steuerzahler jemals wieder erwirtschaftet wird?

Beck:
Ich hoffe, dass ein wesentlicher Teil davon hereinkommen wird.

Wird das Land für neue Investitionen noch einmal Geld in die Hand nehmen müssen?

Beck:
Das sehe ich nicht.

Wie wichtig ist die Formel 1 für den Ring?

Beck:
Sehr wünschenswert, aber nicht absolut entscheidend.

Wird sie sich mit nur einem Rennen bis 2016 in der Eifel halten lassen?

Beck:
Das zeigen die Gespräche mit Bernie Ecclestone. Ich glaube, dass das durchaus denkbar ist. Es gibt ja immer mehr Rennstrecken auf der Welt, die bedient werden wollen. Zum Teil sind sie zu 100 Prozent staatlich finanziert. Unser Ziel ist es aber, die Landeszuschüsse deutlich zu reduzieren.

Würden Sie den Betrieb noch einmal komplett in eine Hand vergeben?

Beck: Es ist richtig, Besitz und Betrieb zu trennen. Ob man zu einer weiteren Differenzierung kommt, hängt von Ausschreibungen ab, die kommen oder nicht. Das werden wir sehen. Im Übrigen war es vor der Neuordnung im Jahr 2010 nicht so, dass alle unsere Vertragspartner nur zugunsten des Nürburgrings gewirtschaftet haben. DB

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