Desaster droht

Seit Monaten wird über die Patientenkarte, einem wesentlichen Bestandteil der Schmidtschen Gesundheitsreform, diskutiert. Doch knapp 16 Monate vor dem bundesweiten Start steht nur fest, dass noch gar nichts feststeht.

Ständig melden sich neue Bedenkenträger. Statt konstruktiver Diskussion nur Miesmachen und kleinkariertes Festhalten an eigenen Pfründen. Die Kassen, die immer eine intelligente Chipkarte gefordert hatten, stellen sich quer bei der Finanzierung: Karte ja, aber bezahlen sollen doch bitte schön Ärzte und Krankenhäuser. Doch auch die Leistungserbringer weigern sich, Geld dafür auszugeben. Im Gegenteil: Sie wollen nun jeden Handgriff mit der Karte abrechnen und sich bezahlen lassen. Und dann wären da noch die Datenschützer, die hysterisch vom gläsernen Patienten warnen und am liebsten an der bisherigen, nichts sagenden Versichertenkarte festhalten wollen. Drücken die Verantwortlichen im Bundesgesundheitsministerium nicht endlich aufs Gas und drängen alle Beteiligten zum Kompromiss, droht unweigerlich ein neues "Maut-Desaster". Daran ändert auch nichts das ehrgeizige und lobenswerte Modellprojekt in der Region. Die nötigen 10 000 Testpersonen zu finden, scheint mehr als optimistisch zu sein. Auch die Ärzte schreien nicht gerade Hurra, angesichts nicht unerheblicher Kosten, der Mehrarbeit und vor allem, weil einige ihre Arbeitsweise komplett umstellen müssen. Es ist dem Modellprojekt zu wünschen, dass es erfolgreich wird. Doch angesichts der knappen Zeit ist es kaum realistisch, dass damit ein bundesweites Desaster verhindert werden kann. b.wientjes@volksfreund.de

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