Haarige Erkenntnisse

Auf diese Meldung habe ich gewartet, seit vor 30 Jahren der ersteFlaum auf meiner Oberlippe spross: Männer mit Bart wirken vertrauenerweckender, sympathischer, ja sogar intelligenter als solche ohne Gesichtsbehaarung - sagt die Universität Kiel.

Endlich das Ende des Rasputin-Syndroms, endlich der finale Kultur-Sieg der Alt-68er. Nun finden deutsche Hochschulen ja so ziemlich alles raus, was man hören will, und bei Bedarf auch gerne das Gegenteil davon. Aber in diesem Fall lässt sich die wissenschaftliche These mit einer Fülle von Beispielen aus der Praxis belegen. So liefert die Kieler Studie endlich eine Erklärung für den rasanten Abstieg von Rudolf Scharping. Einst, mit Vollbart, hoffnungsvoller Chef der SPD-Troika und designierter Kanzler, machte er den Fehler, die Manneszier abzunehmen - aus war's mit der Karriere. Oder Waldi Hartmann: Immer verbarg er seine untere Gesichtshälfte unter einem mächtigen Schnäuzer. Irgendwann zeigte er sein wahres Äußeres, schon wurde er zur öffentlich verspotteten Witzfigur. Fidel Castro hat seinen Bart behalten und ist immer noch im Amt, Saddam Hussein hingegen war stets kinn-kahl und konnte nach der Entmachtung mit seinen unglaubwürdigen späten Bartwuchs-Versuchen keine Sympathien mehr gewinnen. Im Kanzleramt soll, wie man hört, ein Image-Berater-Team bereits erste Computer-Animationen mit einem bärtigen Gerhard Schröder erstellt haben. Wenn ihn politisch schon immer weniger von Angela Merkel unterscheide, brauche man wenigstens ein Profilmerkmal, das die CDU-Chefin nicht nachahmen könne. Einen Wermutstropfen haben die Kieler Forscher freilich in den Freudenbecher geschüttet: Die Anziehungskraft des Barttragens auf Frauen wurde nicht untersucht. Die Entdeckung, dass Wolfgang Thierse das deutsche Sex-Symbol schlechthin ist, bleibt also der nächsten Uni überlassen. d.lintz@volksfreund.de

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