Die Zukunft ist groß und flach

BERLIN. Lange genug haben Fernsehzuschauer in die Röhre geschaut, meint die Unterhaltungselektronik-Industrie. Jetzt sollen flache Bildschirme die klobigen Geräte ablösen. Weiterer Trend bei der am Freitag beginnenden Internationalen Funkausstellung in Berlin: Die Fernsehwelt wird zunehmend digital.

"Heimkino" heißt einer der Schwerpunkte der Internationalen Funkausstellung (Ifa), die übermorgen in Berlin beginnt. Möglichst groß soll das Bild sein, möglichst flach die dazu passende Mattscheibe. Fernseher, die beide Kriterien erfüllen, stellen die Großen der Elektronikbranche in allen Varianten auf der Ifa vor. Eine der Technologien, denen die Branche auch für die nächsten Jahre beste Chancen einräumt, ist der TFT-LCD-Fernseher. Die flachen Flüssigkristalldisplays sorgen für eine gute Bildqualität, LCDs sind außerdem sparsam im Energieverbrauch, allerdings relativ teuer in der Anschaffung. Sie werden vor allem in den Größen bis 32 Zoll verwendet. Abgesang auf den guten alten VHS-Rekorder

Schon seit einiger Zeit auf dem Markt sind Plasma-Displays. Wer extrem große Bildschirme bis 70 Zoll (178 Zentimeter Diagonale) braucht, wird zu dieser Technologie greifen. Die Bildqualität ist exzellent und kontrastreich, der Energieverbrauch jedoch sehr hoch, und obwohl die Geräte Platz sparen, sind sie sehr schwer. Gezeigt werden außerdem zahlreiche Rückprojektionsfernseher, deren Bildfläche von einem Projektor von der Rückseite des Gerätes aus beleuchtet wird. Die "Rückpros" sind leicht, benötigen aber viel Platz und verschlingen viel Strom. Preisgünstiges Kinofeeling mit Bilddiagonalen von zwei Metern und mehr bekommt der Verbraucher mit einem Beamer und einer Leinwand, die platzsparend aufgerollt an der Decke angebracht wird. Kostenpunkt: mittlerweile in der 1000-Euro-Kategorie. Vom Preis-Leistungsverhältnis her sind immer noch Röhrenfernseher angesagt, deren Bildqualität durch neue Technologien weiter verbessert wurden. Fernseher sind nicht mehr allein reine Wiedergabegeräte. Metz und Sharp etwa zeigen Bildschirme, in die Festplatten oder Schächte für Flash-Speicherkarten zur Aufzeichnung von Sendungen eingebaut sind. Ganz auf Draht verzichtet der Aquos Mobile LC-15 von Sharp. Der LCD-Fernseher kann über einen Transmitter digitale Fernsehsignale und DVD empfangen. Die Stromversorgung läuft über einen Akku. Unterdessen schreitet die Digitalisierung der Fernsehwelt fort. Aufgezeichnet wird auf Festplatte statt auf Band. Zudem kommen neue Empfangsformen wie das digitale terrestrische Fernsehen. DVD-Player jonglieren jetzt mit noch mehr Formaten. Neben selbst gebrannten Scheiben können Bilder von Speicherkarten einer Digitalkamera oder Videos im Windows Media-Format direkt auf den Fernseher projiziert werden. Auch die Player können über Netzwerk auf Audio- oder Videodateien von PCs zugreifen und diese abspielen. Komfort pur bieten Wechslergeräte, die gleich mehrere Medien in einem Magazin auf Vorrat lagern. Nach und nach lösen digitale Aufzeichnungsgeräte die guten alten VHS-Recorder ab. Etliche Stunden Spielfilm oder Serie lassen sich per Fernbedienung bequem und zeitgesteuert auf Harddisk aufzeichnen und zum Archivieren auf DVD-R brennen. Vorteil: Die digitale Aufzeichnung ermöglicht auch zeitversetztes Fernsehen. Hat der Tatort bereits angefangen, kann man sich, während der Recorder weiter aufnimmt, den Film von Anfang an ansehen. Auch hier gibt es Kombigeräte, die beide Varianten vereinen. Teilnahme an Talkshows vom Fernsehsessel aus

Panasonic hat seinen DMR-E100 mit einer 80 Gigabyte-Festplatte ausgestattet, auf dem sich über hundert Stunden aufzeichnen lassen. Vor dem Brennen können Videosequenzen per Schnitt von Werbung befreit werden. Im digitalen Satellitenbereich stellt Technisat einen DVB-S-Receiver mit Harddisk-Recorder mit 40- oder 80 Gigabyte-Festplatte und integriertem Programmführer vor. Die gute alte Antenne kommt neben Kabel und Satellit noch einmal groß raus. Bis 2010 soll bundesweit der terrestrische Empfang von analog auf digital (DVB-T) umgestellt werden. Vorteil: Die Bildqualität ist erheblich besser, die Auswahl an Kanälen größer. Bisher ist der Digitalstandard Multimedia Home Platform (MHP), der die Bildqualität verbessern und die Interaktivität mit dem Zuschauer fördern soll, noch nicht richtig in die Gänge gekommen, obwohl es ihn seit fast vier Jahren gibt. Jetzt soll MHP mit Fernsehern, die dieses Format beherrschen, oder Set-Top-Boxen in die Wohnzimmer einziehen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen vom elektronischen Programmführer, Wetterinfos und Nachrichten bis zur Teilnahme an Talkshows vom heimischen Fernsehsessel, Internet-Anbindung und E-Mail-Abruf bis zum Teleshopping. ARD und ZDF wollen ab 1. Januar 2004 ihre interaktiven Service-Angebote im digitalen MHP-Standard senden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort